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STELLUNGNAHME/146: Zum Waldzustandsbericht des Landes Brandenburg (NABU BB)


NABU Landesverband Brandenburg - Pressedienst Naturschutz aktuell, 13. Januar 2014

NABU: Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners nur in Siedlungsbereichen!

Kein flächendeckender Einsatz im Wald / Waldumbau muss forciert werden



Im heute veröffentlichten Waldzustandsbericht des Landes Brandenburg für 2013 wird festgestellt, dass die Eiche vom feuchten Frühjahr 2013 profitiert und sich insgesamt etwas erholt hat. "Gegenüber dem Vorjahr ist der Anteil gesunder Eichen von zehn auf 29 Prozent gestiegen und der Anteil deutlicher Schäden um drei Prozent zurückgegangen" heißt es in der Mitteilung des Landwirtschaftsministeriums (MIL). Als Schadverursacher wird insbesondere der Eichenprozessionsspinner angeführt.

Nicht eine Studie des Staatsbetriebes Sachsenforst für das Bundesamt für Naturschutz kommt zu der o.g. Einschätzung, sondern eine Veröffentlichung des Senats für Umwelt der Stadt Berlin (SenStadtUm). Nachzulesen ist dies in der "Artenschutz-Information Nr. 11 "Artenschutzrechtlicher Umgang mit der Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners (Stand 26.11.2013)".
Dort heißt es auf Seite 3: "Eine Auswertung der Referenzflächen, in denen keine vorsorgliche Bekämpfung erfolgte (weite Flächen der Berliner Forsten, Pfaueninsel, Bezirk Lichtenberg) hat für das 2013 ergeben, dass der Eichenprozessionsspinner keine Massenentwicklung durchlebt hat. Offenbar witterungsbedingt (nasskühle Witterung im Frühsommer) kamen viele Raupen um, so dass auch in einigen abgesaugten Nestern nur relativ wenige Tiere gefunden werden."

Auch in diesem Jahr sind entsprechende Maßnahmen der Landesforst zu erwarten. Der NABU Brandenburg wendet sich vehement gegen eine flächendeckende Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners mit einem nicht zugelassenen Pflanzenschutzmitteln aus der Luft, das nachweislich eine Vielzahl von sogenannten Nichtzielinsekten (u.a. Schmetterlinge), die im gleichen Zeitraum ebenfalls an der Eiche vorkommen, abtötet (s.a. Bericht Sachsen Forst 2014).

Durch diesen massiven Eingriff in das Artengefüge der Insektentierwelt werden im Nachgang auch Vögel und Fledermäuse geschädigt, da sie ihrer Nahrungsressource beraubt werden. So verhungern z.B., Jungvögel weil ihre Nahrung totgespritzt wurde.


Der NABU Brandenburg fordert deshalb den Minister auf:

• die großflächige Besprühung von brandenburgischen Waldbeständen mit einem nichtzugelassenen Pflanzenschutzmittel wie das DIPEL ES zu unterlassen

• den NABU Brandenburg bei seinen Bemühungen ein wissenschaftliches interdisziplinäres Forschungsprojekt mit der Zielsetzung "Auswirkung von DIPEL ES auf Nichtzielorganismen (Schmetterlinge, Vögel, Fledermäuse u.a.)" sowohl logistisch als auch finanziell zu unterstützen

Anders verhält es sich mit dem Eichenprozessionsspinnerbefall in Siedlungsbereichen. Bei einer Gesundheitsgefährdung für manche Bürger und Bürgerinnen durch die allergieauslösenden Inhaltsstoffe der Härchen des Eichenprozessionsspinners sollte vor allem die mechanische Bekämpfung durch Absaugung der Raupennester an den Einzelbäumen der chemischen Bekämpfung vorgezogen werden. Nur bei der Absaugung ist gewährleistet, dass die Härchen mit dem allergenen Potential auch wirklich entfernt worden sind.


Der NABU Brandenburg fordert die Landesregierung vor dem Hintergrund des heute vorgelegten Waldzustandsberichtes auf:

• Vorkehrungen und Maßnahmen zu treffen, dass die stark gestörte ökosystemare Stabilität der brandenburgischen Wälder durch langjährige Einträge von Luftschadstoffen aus der Industrie, der Landwirtschaft und dem Verkehr baldmöglichst durch Reduktion der Schadstoffeinträge (insbesondere Stickstoff) und durch entsprechende waldbauliche Maßnahmen (Abkehr von Kiefernmonokulturen) in stabilere Zustände überführt werden.


NABU-Positionspapier zum Eichenprozessionsspinner
http://brandenburg.nabu.de/naturschutz/wald/eichen/15526.html

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Quelle:
Pressedienst, 13.01.2014
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Brandenburg
Lindenstraße 34, 14467 Potsdam
Tel: 0331/20 155 70, Fax: 0331/20 155 77
E-Mail: info@NABU-Brandenburg.de
Internet: www.brandenburg.nabu.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Januar 2014