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KLIMA/362: NASA-Forscher Hansen ruft zum zivilen Ungehorsam auf (SB)


Demonstration gegen das US-Kohlekraftwerk Capitol Power Plant


Die Erde im Jahre 2100: Die New Yorker U-Bahn ist eine Unterwasserbahn, da der Meeresspiegel gestiegen und Wasser durch die improvisierten Dämme in die Schächte eingedrungen ist. In den Niederlanden muß man Bergsteigerausrüstung mitnehmen, um an den Strand zu gelangen - wegen der hohen Deiche. In China wurde der Drei-Schluchten-Staudamm zum nationalen Kulturerbe erklärt, das geschützt werden soll, auch wenn das Bauwerk keinen Strom mehr erzeugt, da der Jangtse kaum noch Wasser führt. Das Problem der globalen Überbevölkerung besteht nicht mehr, nachdem sich die Klimazonen verschoben haben, Staubwüsten an die Stelle der tropischen Regenwälder getreten und weltweit landwirtschaftliche Flächen verdorrt und verbrannt sind.

Auf der Erde im Jahre 2009 warnen Menschen rund um den Globus vor einer Entwicklung, die auf solche Szenarien hinauslaufen könnte. Beispielsweise am 2. März. In den USA wollen mehrere tausend Bürger gegen das Kohlekraftwerk Capitol Power Plant in Southeast Washington, D.C., protestieren. Unter ihnen Dr. James Hansen, führender Klimawissenschaftler bei der US-Raumfahrtbehörde NASA und ehemaliger Klimafeind Nr. 1 der Bush-Administration. Hansen macht keinen Hehl aus seiner Meinung, daß Kohlekraftwerke ein Verbrechen, ja, daß sie "Fabriken des Todes" sind, und er fordert die Bevölkerung zum zivilen Ungehorsam auf, wie auf einem Video der Website capitolclimateaction.org zu sehen ist.

Man könne nicht die ganzen fossilen Treibstoffe verbrennen, ohne einen völlig anderen Planeten zu schaffen, sagt Hansen. Die einzige Lösung des Problems bestehe darin, die größten Kohlenstoffquellen abzuschaffen, und das sei die Kohle.

Mit solchen Aufrufen macht sich Hansen möglicherweise auch in der Obama-Regierung keine Freunde. Anscheinend testet der Forscher aus, wie weit er gehen kann, ohne daß seitens der Regierung versucht wird, ihm einen Maulkorb zu verpassen oder ihn auf andere Weise in die Schranken zu weisen. Im Januar wurde Hansen bereits von dem früheren NASA-Atmosphärenforscher Dr. John Theon in einem Brief an den Senatsausschuß für Umwelt und öffentliche Bauvorhaben getadelt, weil der Wissenschaftler seiner Meinung nach 1988 der offiziellen Position der NASA zur Klimavorhersage ohne ausreichende Beweise widersprochen hat.

Im aktuellen Fall wird Hansen vorgeworfen, das sogenannte Hatch Act verletzt zu haben. Das verbietet Staatsangestellten die Teilnahme an parteilichen politischen Aktivitäten. Das Office of Special Counsel, das mögliche Verletzungen des Hatch Acts untersucht, hat bislang abgewunken und sieht in Hansens Protestaufruf keinen Bruch mit den Bestimmungen (FoxNews.com, 26.2.2009).

Die Demonstranten haben geplant, sich auf den Boden zu legen und eine Kette rund um das Kraftwerksgelände zu bilden. Dabei würde selbstverständlich der Fahrzeugverkehr von und zu der Anlage gestört. Das ist gewiß eine geringe Störung verglichen mit denen, wie sie im Jahr 2100 auftreten könnten ...

2. März 2009