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KLIMA/473: Viele Tea-Party-Anhänger leugnen Erderwärmung und menschlichen Einfluß aufs Klima (SB)


Zwischenwahlen in den USA

Mehrheit der Republikaner im US-Abgeordnetenhaus eine Katastrophe für Klima- und Umweltschutz


Die Republikaner haben bei den Zwischenwahlen in den USA einen erdrutschartigen Sieg davongetragen und die Mehrheit im Repräsentantenhaus errungen. Im Senat konnten die Demokraten ihren Vorsprung nur knapp halten, aber ohne eine Mehrheit zu erlangen. Anfang nächsten Jahres werden Anhänger der rechten republikanischen Tea-Party-Bewegung scharenweise in den Kongreß einziehen und die künftige Politik der US-Regierung mitbestimmen. Die Republikaner weisen im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung einen hohen Anteil an Personen auf, die den menschlichen Anteil an der Erderwärmung für vernachlässigbar halten.

Laut der jüngsten Umfrage des Pew Research Centre [*] glauben nur 59 Prozent der US-Bürger, daß ein Klimawandel stattfindet (vor vier Jahren waren es noch 79 Prozent), und nur 34 Prozent, daß er menschenverursacht ist. Von den registrierten Wählern der Republikaner wiederum glauben nur 38 Prozent, daß sich die Erde erwärmt. Bei den Anhängern der Tea Party sinkt der Wert weiter ab. 70 Prozent glauben, daß keine handfesten Beweise für die Erderwärmung vorliegen, und die Hälfte der Wähler der Tea-Party-Republikaner sagt, daß globale Erwärmung überhaupt kein Problem darstellt; 24 Prozent sehen sie als "kein allzu ernsthaftes" Problem an. Lediglich acht Prozent betrachten die Erderwärmung als ein Problem, das unverzügliche Maßnahmen der Regierung erfordert.

Eine ähnliche Einstellung gegenüber dem Klimawandel dürfte auch bei den republikanischen Abgeordneten anzutreffen sein. Das wird sich in den nächsten beiden Jahren maßgeblich auf die Klimapolitik der Obama-Administration auswirken. Der Präsident wird kein Gesetz gegen die Opposition durchbringen. Für andere umweltrelevante Fragen gilt das gleiche, sei es die Offshore-Förderung von Erdöl, die Begrenzung von Schadstoffen in Luft, Wasser und Boden durch die US-Umweltschutzbehörde EPA, die Bewahrung von Flora und Fauna in Schutzgebieten vor dem Verwertungsinteresse der Wirtschaft oder das Wegsprengen ganzer Bergkuppen in den Appalachen, bei dem die kohlehaltigen geologischen Formationen freigelegt und die Täler mit dem Abraum gefüllt werden.

Der Umweltschutz der USA dürfte demnächst einen Rückschlag erleben, der sogar den aus der Amtszeit von George W. Bush Jr. übertrifft, und das will schon was heißen. Die Finanz- und Wirtschaftskrise haben inzwischen vermeintliche Sachzwänge geschaffen, durch die das nackte Verwertungsinteresse gefördert wird. Der Glaube, daß Arbeitslosigkeit und Armut zunehmen, wenn die Wirtschaft an der Entfaltung ihrer Produktivkräfte durch den Gesetzgeber behindert wird, sitzt tief und wird den Menschen unermüdlich durch die von Wirtschaftsinteressen bestimmten Medien eingehämmert. Daß sich jene Produktivkräfte gegenüber der Umwelt äußerst destruktiv verhalten und davon vor allem eine steinreiche Oberschicht profitiert, wird anscheinend von der breiten Mehrheit nicht wahrgenommen.


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Anmerkungen:

[*] "Little Change in Opinions about Global Warming - Increasing Partisan Divide on Energy Policies", The Pew Research Center for the People and the Press, 27. Oktober 2010
http://people-press.org/report/669/

3. November 2010