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INTERVIEW/163: Klimarunde, Fragestunde - Gesprächstoleranz über die Maßen ...    Ian Simpson im Gespräch (SB)


Climate Engineering Conference 2014: Critical Global Discussions

Scandic Hotel, Berlin, 18. - 21. August 2014

Ian Simpson über seine Ansicht, daß bereits heimlich Geoengineering betrieben wird, ein Teil der Wissenschaftler daran beteiligt ist und Chemtrails am Himmel zu erkennen sind



Die Bezeichnung "Verschwörungstheorie" wird seit einigen Jahren geradezu inflationär gebraucht. Sie hat vor allem die Funktion, unbequeme Meinungen, Weltanschauungen und die Ergebnisse investigativer journalistischer Ermittlungen zu diskreditieren und deren Urheber zu stigmatisieren. Wobei es immer auch darauf ankommt, von wem der Begriff in die öffentliche Debatte geworfen wird, bedarf es doch einer medialen Deutungshoheit, damit eine abfällig platzierte Behauptung, man habe es in diesem oder jenem Fall mit einer Verschwörungstheorie zu tun, die gewünschte Wirkung zeigt.

Somit ist Verschwörungstheorie zu einem Kampfbegriff geworden, der es den Organisatoren der Climate Engineering Conference 2014 leicht gemacht hätte, unliebsame Personen von der Konferenz auszuschließen. Beispielsweise jene Teilnehmer, die aus dem nicht-wissenschaftlichen Umfeld stammten und gewöhnungsbedürftigste Theorien und Ideen vertraten. Doch lautete die explizite Politik des IASS (Institute for Advanced Sustainability Studies), die Türen zur Konferenz für alle Interessierten offenzuhalten und damit auch für diejenigen, die glauben, daß Geoengineering längst betrieben wird. Der angebliche Beweis: Spuren am Himmel, die wie Kondensstreifen aussehen, aber in Wirklichkeit etwas anderes sein sollen, nämlich Chemtrails, also mit Chemikalien befrachtete Streifen. Deren Zweck soll darin bestehen, Wetter- oder Klimakontrolle auszuüben, durch Beeinträchtigung der Zeugungsfähigkeit das Bevölkerungswachstum zu stoppen oder andere klandestine Absichten ihrer Urheber durchzusetzen.

Wie auch immer man zu solchen weltanschaulich orientierten Behauptungen steht, nicht erst seit den Veröffentlichungen von US-Regierungsdokumenten durch WikiLeaks und den Whistleblower Edward Snowden ist, allgemein gesprochen, bekannt, daß die Regierungen der Vereinigten Staaten, ihrer Verbündeten und ebenso ihrer Nicht-Verbündeten Machenschaften nachgehen, die nicht demokratisch legitimiert sind und dem Interesse der eigenen Bevölkerungen widersprechen. Ob dazu auch Geoengineering gehört? Der Konferenzteilnehmer Ian Simpson aus dem Vereinigten Königreich ist davon anscheinend überzeugt. Er betreibt die Website http://www.look-up.org.uk/ und war nach Berlin zur Climate Engineering Conference 2014 gereist. Dort haben er und einige Mitstreiter Informationsmaterial, in dem sie ihre Ansichten präsentierten, verteilt und eine eigene Session abgehalten. Am Rande der Konferenz führte der Schattenblick ein Interview mit Ian Simpson.

Beim Interview - Foto: © 2014 by Schattenblick

Ian Simpson
Foto: © 2014 by Schattenblick

Schattenblick (SB): Arbeiten Sie auf dem Feld des Geoengineerings oder haben Sie ein privates Interesse an dem Thema?

Ian Simpson (IS): Ich arbeite nicht auf dem wissenschaftlichen Gebiet, sondern bin Tontechniker. Bis Ende vergangenen Jahres war ich an der Middlesex University tätig und bin im April 2013 auf das Thema Chemtrails, die im wesentlichen illegales bzw. heimliches Geoengineering sind, gestoßen. Ich hatte damals den Blick nach oben gerichtet und drei Flugzeuge in Formationsflug am Himmel entdeckt. Dann bemerkte ich erneut drei Flugzeuge in Formation, die nun in eine andere Richtung flogen, und so weiter und so fort. Gegen Mittag war der ganz Himmel von einer Wolkendecke verhangen, so daß man die Sonne kaum noch sehen konnte. Das bereitete mir große Sorgen und ich tat das, was in so einer Situation normal ist: ich warf die Suchmaschinen an und habe mich im Internet nach der Herkunft solcher Streifen erkundigt. Es dauerte nicht lange, da wurde mir klar, daß da einiges ziemlich verkehrt lief.

SB: Was hat Sie veranlaßt zu glauben, daß die Streifen am Himmel absichtlich produziert wurden und keine herkömmlichen Kondensstreifen gewesen sind?

IS: Der erste Verdacht kam mir instinktiv auf. Ich bin jetzt Ende vierzig - in meiner Kindheit hatten Flugzeuge keine graue Himmelsdecke erzeugt. Auch daß die Flugzeuge in Dreierformation flogen, sagte mir instinktiv, daß so etwas nicht vorkommen sollte. So verhalten sich keine normalen Flugzeuge. Außerdem flogen sie ungewöhnlich niedrig.

Damals wußte ich noch nicht das geringste über das Thema. Ich war jedoch ziemlich aufgebracht und entschlossen, die Wahrheit herauszufinden. Also habe ich in den nächsten Monaten recherchiert, bin auf Foren im Internet gewesen, habe in Facebook gesucht und so weiter. Ich war schon immer an wissenschaftlichen Fächern interessiert, lese Wissenschaftsjournale wie "New Scientist", "Nature", und auch wenn ich keinen wissenschaftlichen Abschluß habe, weiß ich einigermaßen, was sich auf dem Gebiet tut und habe auf ganz tiefe Weise begriffen, daß da etwas richtig Gefährliches passiert.

SB: Aus welchem Grund sollte jemand so etwas wie Chemtrails erzeugen?

IS: Das ist eine nachgeordnete Frage. Selbst auf meiner Website frage ich nicht nach dem Warum. Wenn etwas Schwerwiegendes geschieht, durchlaufen wir Menschen einen mentalen Frageprozeß, der so aussieht: Was? Wie? Wer? Warum? Ich bemühe mich um die Beantwortung der ersten drei Fragen, nicht um das Warum. Das Warum zu beantworten wäre wohl einer der am wenigsten glaubhafte und am schwierigsten zu erbringende Beweis und damit wahrscheinlich auch der am wenigsten relevante. Der Grund spielt wirklich keine Rolle. Ich habe einmal dazu auf meiner Facebook-Seite eine Analogie geschrieben: Wenn ihr eines Tages feststellt, daß eure Milch grün ist, und euer Nachbar rüberkommt und sagt: "Hey, die Milch ist ja grün", und am nächsten Tag ist die Milch noch grüner - dann fangt ihr nicht an zu fragen, warum jemand eure Milch grün macht. Ihr werdet die Milch nicht trinken, aber nicht nach dem Warum fragen.

So eine Frage führt in der Bewegung nur zur Verwirrung. Mir wird oft von Leuten gesagt, daß ich erst Beweise vorlegen müßte, vorher würde mich niemand ernst nehmen. Der Ansicht bin ich nicht. Man muß nur nach oben schauen und wird instinktiv wissen: was man dort sieht, sollte nicht geschehen. Und das ist übel, richtig übel. Das sollte den meisten Leuten auf einer fundamentalen Ebene genügen, damit sie sich aufraffen und etwas dagegen unternehmen. Ich habe mich entschieden, diesen nächsten Schritt zu gehen. Ich habe mein Haus verkauft, meinen Job an den Nagel gehängt und mache das nun als Vollzeitbeschäftigung. Ich betreibe eine Website, habe eine Anzeigenkampagne gestartet, eine Petition erstellt und führe ernsthafte Recherchen durch.

SB: Und auf diese Weise sind Sie auch zu dieser Konferenz gekommen?

IS: Ja, die Themen sind wirklich vielfältig. Die Vorschläge zum Geoengineering sind nicht die gleichen wie das bereits bestehende, illegale Geoengineering. Tatsächlich sind das zwei sehr verschiedene Dinge. Bei Chemtrails handelt es sich nicht um stratosphärische Aerosolinjektionen, wie es hier als Geoengineering vorgestellt wurde. Chemtrails treten in der Troposphäre, also viel tiefer auf. Was wir sehen, sind kommerzielle Flugzeuge, die Chemikalien in die Atmosphäre sprühen, die zu Wolken werden. Und das darf nicht geschehen.

Wir werden mit einem Haufen Desinformationen konfrontiert, auch auf Facebook. Deshalb habe ich mich davon etwas abgewendet und dort nur das veröffentlicht, was ich veröffentlichen wollte. Aber ich verlasse mich nicht darauf. Es ist meiner Meinung nach das Problem mit der Bewegung insgesamt, daß jeder denkt, wenn er nur Fotos auf Facebook veröffentlicht und 5000 Leute begeistert zustimmen und sagen, daß man recht hat, daß damit irgend etwas erreicht ist. Das ist es nicht, das bringt noch gar nichts. Es wird nicht das geringste ändern. Die Leute müssen auf die Straße gehen und sich an ihre Politiker wenden und sagen: "Entschuldigen Sie bitte, ich möchte, daß Sie mir erklären, warum wir die Chemtrails sehen." Und die Leute müssen das erkennen, weil es Beweise sind.

Zahlreiche, teils bereits weitgehend aufgelöste Kondensstreifen, von einer tiefstehenden Sonne angeleuchtet - Foto: © 2014 by Schattenblick

Für die einen Kondensstreifen, für die anderen womöglich Chemtrails. Himmel über Dithmarschen, Sommer 2014.
Foto: © 2014 by Schattenblick

SB: Sie nehmen einen recht abseitigen Standpunkt ein. Gehen Sie davon aus, daß Ihnen das die Wissenschaftler hier glauben?

IS: Ich vermute, daß hier auf der Konferenz drei Arten von Leuten vertreten sind. Ich bezeichne das als den "curtain of knowledge" (Vorhang bzw. Schleier des Wissens). Zum einen gibt es Leute unter dem Schleier: Die haben keine Ahnung, was vor sich geht. Sie begreifen das einfach nicht und haben auch keinen Anlaß anzunehmen, daß etwas vor sich geht, oder zu glauben, daß das, was ich sage, wahr ist. Deshalb sorgen sie sich nicht. Darauf muß man sich einstellen, wenn man das macht, was ich mache. Das fällt einem wirklich schwer. Denn man hat den Eindruck, man müsse auf alle Leute zugehen und ihnen die Beweise vorlegen, damit sie erstaunt ausrufen: "Du hast recht, man muß was unternehmen!" Aber die Mehrheit der Leute zeigt keine solche Reaktion, sondern sagt: "Aha, ja, wirklich, ähm, Entschuldigung, ich habe noch etwas anderes vor ..."

Als zweites gibt es die Leute, die ich dem Saum des Schleiers zurechne. Sie wissen, daß etwas vor sich geht. Vielleicht ist ihnen das klar, vielleicht nicht, sie sind jedenfalls nicht offiziell daran beteiligt.

Zur dritten Gruppe gehören Leute, die nicht unter dem Schleier sind und ganz sicher wissen, was vor sich geht und eine Menge Geld dafür erhalten, damit sie ihre Arbeit machen oder die das aktiv fördern. Man könnte also diese Leute nochmals in zwei Gruppen aufteilen, vor allem aber gilt für beide: sie wissen Bescheid, denn sie sind nicht unter dem Schleier.

Hier im Raum befinden sich vermutlich Vertreter aller drei Gruppen. Ich befasse mich nun seit 16 Monaten damit und bin recht gut darin geworden zu erkennen, wer Bescheid weiß und wer nicht, wer lügt, kurzum: wer wer ist. Deshalb bin ich zu dieser Konferenz gefahren. Ich beobachte, höre sehr aufmerksam zu und mache Leute ausfindig, schaue, wie sie vorgehen, was sie sagen, wie sie arbeiten und wie sie Informationen manipulieren. Um das herauszufinden habe ich heute beim Panel eine Frage gestellt.

Auf dieser Konferenz und ähnlichen Veranstaltungen schwingt immer der Begriff "Weltregierung" mit. Nachdem ich dem Thema seit nunmehr 16 Monaten nachgehe, ist das für mich derart offensichtlich - nicht für andere Konferenzteilnehmer, denn sie haben keinen Grund, so etwas anzunehmen -, daß es darauf hinausläuft. Ich habe im Eröffnungspanel an die 17, 18 mal das Wort "governance" (Regulierung) gehört. Das wird man in den nächsten Tagen noch häufiger vernehmen. Der Begriff scheint allem hinterlegt zu sein. Deshalb fängt man allmählich an, das Motiv, so eine Veranstaltung zu organisieren, zu hinterfragen. Geht es hier wirklich um Wissenschaft, Politik oder finanzielle Fragen?

SB: Könnte das nicht eine passende Antwort auf die Frage nach dem Warum sein?

IS: Nein, das ist keine richtige Antwort auf das Warum, aber es ist eine wichtiges Thema und einer der Gründe, warum Chemtrails produziert werden. Ein anderer Grund ist das Finanzielle. Wer das Wetter kontrolliert, kontrolliert alles, also die Wirtschaft, die Nahrungsversorgung, die Einstellung der Menschen zu bestimmten Dingen. Und es lassen sich gewaltige Geschäfte damit machen.

SB: Vielen Dank für das Gespräch.

Zur "Climate Engineering Conference 2014" sind bisher in den Pools
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und
INFOPOOL → UMWELT → REPORT → INTERVIEW
unter dem kategorischen Titel "Klimarunde, Fragestunde" erschienen:

BERICHT/088: Klimarunde, Fragestunde - für und wider und voran ... (SB)
Ein Einführungsbericht

INTERVIEW/149: Klimarunde, Fragestunde - Hört den Wind ...    Pene Lefale im Gespräch (SB)
INTERVIEW/150: Klimarunde, Fragestunde - defensiv zur Sicherheit ...    Prof. Jürgen Scheffran im Gespräch (SB)
INTERVIEW/151: Klimarunde, Fragestunde - Folgen kaum absehbar ...    Prof. Mark Lawrence im Gespräch (SB)
INTERVIEW/152: Klimarunde, Fragestunde - geteilte Not, dieselbe Not ...    Dr. Thomas Bruhn im Gespräch (SB)
INTERVIEW/153: Klimarunde, Fragestunde - Fortschritt in falscher Hand ...    Prof. Clive Hamilton im Gespräch (SB)
INTERVIEW/154: Klimarunde, Fragestunde - Erstickt nicht den Atem der Natur ...    Viliamu Iese im Gespräch (SB)
INTERVIEW/155: Klimarunde, Fragestunde - schlußendlich nach der Decke strecken ...    im Gespräch mit fünf Klimawandelexperten, -besorgten und -betroffenen der CEC'14 Tagung (SB)
INTERVIEW/156: Klimarunde, Fragestunde - Die guten ins Töpfchen ...    Prof. Steve Rayner im Gespräch (SB)
INTERVIEW/158: Klimarunde, Fragestunde - Zeit für neue Kalküle ...    Dr. Rachel Smolker im Gespräch (SB)
INTERVIEW/159: Klimarunde, Fragestunde - Am Rande der Wissenschaften ...    Dr. Cush Ngonzo Luwesi im Gespräch (SB)
INTERVIEW/160: Klimarunde, Fragestunde - Ohren für die anderen ...    Dr. Bronislaw Szerszynski im Gespräch (SB)
INTERVIEW/161: Klimarunde, Fragestunde - für Aktivisten und Kritiker offen ...    Stefan Schäfer im Gespräch (SB)

23. September 2014