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WALD/008: Hambacher Forst - Nachbesinnung (SB)


Hambacher Forst - 14. November 2012, 18.00 Uhr

Zermürbungstaktik

Aktionsplakat: Stilisierter Baum mit der Aufschrift 'Hambacher Forst bleibt!' - © www.ausgeco2hlt.de

Aktionsplakat
© www.ausgeco2hlt.de

Im Hambacher Forst neigt sich der zweite Räumungstag einem undramatischen Ende zu. Wie die Polizei vorab ankündigte, hat sie ihre Räumungstätigkeiten gegen 17.00 Uhr eingestellt. Nach wie vor geht es aus ihrer Sicht alternativlos darum, einen gerichtlichen Räumungsbeschluß durchzusetzen, damit der Energiekonzern RWE das fragliche Waldstück roden kann, um die Voraussetzungen für die Ausweitung des Braunkohle-Tageabbaus zu schaffen. 3.900 Hektar Wald sollen diesem Vorhaben zum Opfer fallen.

Aus diesen Gründen darf nach offizieller Lesart nicht einer der Umweltschützer bzw. Braunkohlegegner, die seit April dieses Waldstück "besetzt" halten, in diesem Gebiet verbleiben. Ebensowenig dürfen nach fast vollendeter Räumung, wie es den Anschein hat, Aktivisten und Aktivistinnen auf leisen Sohlen zurückkehren, um abermals durch ihre bloße Präsenz den Raubbau an Natur und Lebensgrundlagen zu verhindern oder doch zumindest noch weiter hinauszuzögern. Aus diesem Grunde wurde seit gestern ein mehrere Hundertschaften umfassendes Polizeiaufgebot in den Wald beordert, aus diesem Grunde sind nun polizeiliche Hundestaffeln im Einsatz. Das so mühsam geräumte Gebiet wurde nicht nur umzäunt - hinter den Zäunen stehen nun Polizisten mit Hunden, um etwaige Neu- oder Wiederbesetzer abzuhalten oder abzuschrecken.

Doch noch immer gibt es den "letzten Mann" im Tunnel, einen Aktivisten, bei dem es sich nach Angaben des Kölner Express [1] um einen Tischler Ende 20 handeln soll, der am Bau des großen Waldhauses wie auch des Tunnelsystems beteiligt gewesen sei und sich deshalb "unter der Erde" gut auskenne. Ihm soll es nach wie vor den Umständen entsprechend gut gehen [2]. Er muß nicht frieren und kann über ein Luftrohr mit seiner Vertrauensperson in Verbindung treten. Allerdings könnte die relative Friedfertigkeit, die die Polizei im Umgang mit ihm an den (heutigen) Tag legt, einer Zermürbungstaktik geschuldet sein. Nach wie vor scheuen sich die "Sicherheitskräfte" nicht, eine Drohkulisse ihm gegenüber aufzubauen. So soll die Polizei nicht nur angekündigt haben, heute gegen 17 Uhr Feierabend zu machen, sondern auch kundgetan haben, morgen ab 9.00 Uhr mit dem Abriß des über dem Tunnel befindlichen Küchengebäudes zu beginnen - und zwar auch dann, wenn sich der letzte Aktivist noch in ihm befinden sollte. [2]

Im Vordergrund Wald, im Hintergrund Braunkohletagebau mit Fördergerätschaften - Foto: Johannes Fasolt, gemeinfrei [1]

Braunkohletagebau Hambach (bei Köln), 6. August 2006
Foto: Johannes Fasolt, gemeinfrei [1]


Fußnoten:
[1] Räumung des Hambacher Forsts. Letzter Besetzer verschanzt sich unter der Erde,
Köln, 14.11.2012, 14.03 Uhr - Express.de
http://www.express.de/koeln/raeumung-des-hambacher-forsts-letzter-besetzer-verschanzt-sich-unter-der-erde,2856,20865252.html

[2]Quelle: Meldungen vom 14.11.2012, 15.00-18.00 Uhr
Hambacher Forst
E-Mail: hambacherforst@riseup.net
Internet: http://hambacherforst.blogsport.de/kontakt/

[3] Bildquelle:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/0/06/Surface_Mining_Hambach_200800806.jpg/120px-Surface_Mining_Hambach_200800806.jpg

14. November 2012