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WALD/058: Hambacher Forst - Nadelstiche (SB)


Hambacher Forst - 22. Mai 2013

Polizeiprovokationen


Besetzte Wiese mit Transparent 'Jetzt aufbäumen für Wald und Klima' - Foto: 2013 by Herbert Sauerwein

Der Wald- und Umweltzerstörung entgegentreten - Wiesenbesetzung beim Hambacher Forst
Foto: © 2013 by Herbert Sauerwein

Am Dienstagvormittag gegen 11 Uhr kam es zu einem Polizeieinsatz auf dem an den Hambacher Forst angrenzenden Wiesengrundstück, das sich im Privatbesitz eines Bürgers aus Kerpen-Buir befindet und auf dem seit einigen Monaten, selbstverständlich mit dem Einverständnis des Besitzers, Braunkohlegegnerinnen und -gegner campieren, die es sich seit über einem Jahr zur Aufgabe gemacht haben, die weitere Abholzung des Hambacher Forstes zum Zwecke der Erweiterung des Braunkohletagebaus zu verhindern.

Während eine Entscheidung über einen juristisch vom zuständigen Bauamt bereits in die Wege geleiteten, aber höchst umstrittenen "Sofortvollzug der Räumungsverfügung" gegen das Wiesencamp noch vom Verwaltungsgericht Aachen getroffen werden soll, sehen die Aktivistinnen und Aktivisten in der gestrigen Polizeiaktion den Versuch, eine ihnen womöglich drohende Räumung vorzubereiten. Nach Angaben des Grundstücksbesitzers habe das Bauamt mitgeteilt, eine solche Maßnahme bis zu einer gerichtlichen Entscheidung nicht durchführen zu lassen.

Zelt mit Fahnen - A wie Anarchismus, Antifaschistische Aktion - Foto: 2013 by r-mediabase / Hubert Perschke

Alternative Lebenswelten im Wiesencamp am Hambacher Forst
Foto: © 2013 by r-mediabase / Hubert Perschke

Am Dienstagvormittag nun zog ein Polizeihubschrauber eine ganze Weile über dem Camp und dem angrenzenden Wald seine Kreise, ohne daß der konkrete Zweck dieser Aktion für die Wiesenbesetzerinnen und -besetzer erkennbar gewesen wäre. Im Anschluß daran sprangen vier Polizeibeamte in zivil aus dem Unterholz, um in breitgefächerter Reihe durch das Camp zu marschieren. Unter ihnen soll sich auch der Beamte befunden haben, der im Dezember vergangenen Jahres bei der Räumung der Waldbesetzung der Braunkohlegegnerinnen und -gegner als Einsatzleiter tätig gewesen war.

Wie auf dem Unterstützungsblog "Hambacher Forst" [1] berichtet, wurden die Zivilbeamten darauf angesprochen, ob ihr Betreten des Camps nicht Hausfriedensbruch sei, da es sich um ein umfriedetes Grundstück handeln würde. Den Angaben zufolge blieben die Beamten eine Beantwortung dieser Frage schuldig und stellten ihrerseits gegenüber den Aktivistinnen und Aktivisten Nachforschungen an, indem sie fragten, ob die auf der Wiese Angetroffenen denn hier "Mieter" seien oder "Verantwortung" tragen würden. Nachdem diese Befragungen, vom amüsierten Lächeln der Betroffenen einmal abgesehen, zu keinerlei substantiellen Ergebnissen führten, zogen die Polizisten schließlich wieder ab.

Küchenzelt mit Plastikplanen, davor Tische mit abgewaschenem Geschirr - Foto: 2013 by r-mediabase / Hubert Perschke

Küchenzelt von polizeilicher Räumung bedroht
Foto: © 2013 by r-mediabase / Hubert Perschke

Der Blog-Eintrag der Aktivistinnen und Aktivisten zu diesem Auftritt endete mit dem Versuch, über den eigentlichen Sinn und Zweck dieser durchaus kostenversachenden Polizeiaktion zu spekulieren ...

Kontrolle? Provokation durch Hausfriedensbruch? Langeweile? Ausprobieren von neuem Equipment? Der Versuch, "Gefahr in Verzug" zu konstruieren? Direkte Vorbereitung der anstehenden, nächsten Räumung? [1]

... sowie der Erklärung, daß der Widerstand im Hambacher Forst, der hier dank eines solidarischen Bürgers eine waldnahe Aufenthaltsmöglichkeit gefunden hat, selbstverständlich immer noch räumungsbedroht ist. Solidarität sei nach wie vor gefragt, jede und jeder Interessierte im Camp willkommen.

Improvisiertes Musikkonzert der Wald- und Wiesenbesetzer - Foto: 2013 by Herbert Sauerwein

Solidarität - im Hambacher Forst kein Fremdwort
Foto: © 2013 by Herbert Sauerwein

Fußnote:

[1] http://hambacherforst.blogsport.de/2013/05/21/21-05-heli-zivis-belaestigen-camp/#more-427

Weitere Informationen:
http://hambacherforst.blogsport.de/


22. Mai 2013