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MASSNAHMEN/182: Instream River Training - Die Kraft nach innen lenken! (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1013, 32. Jahrgang

regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Instream River Training: Die Kraft nach innen lenken!



Große Flussbausteine zum "Pflastern" erosionsgefährdeter Uferpartien kann man auch intelligenter einsetzen. Man kann nämlich die Flussbausteine im Bachbett zu "Lenkbuhnen" zusammensetzen. Damit wird bei Hochwasser die Strömung vom Prallufer in Richtung Gewässermitte weggelenkt. Ohne Lenkbuhnen würde sich der hochwasserführende Bach immer weiter in das Prallufer hineinfressen. Durch die Lenkbuhnen kommt es erstaunlicherweise selbst am Prallufer zu Auflandungen. Mit der Wasserbautechnik des "Instream River Trainings" gelingt es, die Kräfte der Strömung so zu lenken, dass die Kraft im Fluss bleibt, anstatt die Ufer zu erodieren. Während sich üblicherweise die entfesselten Kräfte eines Hochwasser führenden Baches "explosionsmäßig" und zerstörerisch "nach außen" richten, soll sich die Energie beim Instream River Training in der fließenden Welle selbst verzehren ("Implosion"). Vielleicht sollte man nicht von Wasserbautechnik sprechen:

Instream River Training ist eher eine Philosophie, die u.a. auf die Gedankenwelt des österreichischen Naturforschers VIKTOR SCHAUBERGER (1885 - 1958; siehe RUNDBR. 652/4, 385/2) und von THEODOR SCHWENK ("Das sensible Chaos") zurückgeht. Beispielsweise nimmt SCHAUBERGER an, dass Wasser in einem Bach nicht einfach geradeaus läuft, sondern dass sich der Wasserstrom in einer spiralförmigen Korkenzieherströmung voranschraubt. Sowohl SCHAUBERGER wie SCHWENK werden üblicherweise in die Esoterik-Ecke gestellt. Die ersten Erfahrungen mit dem Instream River Training sind allerdings sehr vielversprechend. Und diese Erfahrungsberichte haben bereits Eingang in die "seriöse" Fachpresse gefunden. So berichtete die DWA-Fachzeitschrift KW-WASSERWIRTSCHAFT in der Ausgabe 10/2012 gleich in mehreren Fachbeiträgen über das Instream River Training.

Der österreichische Wasserbaumeister OTMAR GROBER hat als "Flussflüsterer" die Ideen von SCHAUBERGER und SCHWENK aufgegriffen und in der Flussbaupraxis weiterentwickelt - das Prinzip: Durch die buhneninduzierte Herbeiführung von Sekundärströmungen wird die Hauptströmung des Gewässers so gelenkt, dass harte Randverbauungen weitgehend unnötig werden. Am weitesten mit der Erprobung des Flussbaus der etwas anderen Art ist man in den Alpenländern Österreich und Schweiz. Dort haben die Lenkbuhnen und Schneckenbuhnen bereits bei mehreren Hochwässern ihre Bewährungsproben bestanden.

Auch in Modellversuchen in den großen Wasserbaulaboratorien konnten die Lenkbuhnen ihre Wirksamkeit unter Beweis stellen. Wobei Instream River Training (IRT) nicht nur zu hochwasserstabilen Bach- und Flussbetten führt: Die Pilotstrecken haben gezeigt, dass auch Fische die Habitatvielfalt der nach IRT-Regeln gebauten Buhnen lieben. IRT ist somit idealtypisch dazu geeignet, herkömmlich ausgebaute Fließgewässer wieder zu revitalisieren. Hinzu kommt, dass die IRT-Maßnahmen deutlich kostengünstiger als herkömmliche Verbauungsmethoden sind. Sie verlangen aber vom Planer wie auch von den Bauausführenden (vor allem vom Baggerfahrer) eine gewisse Kunstfertigkeit und Exaktheit, damit die Buhnen genau im strömungsoptimierten Winkel zusammengesetzt werden.


Instream River Training zum Anschauen

Populär wurde das Instream River Training (IRT) durch eine ZDF-Sendung im letzten Jahr - siehe: [1]

Der Filmbeitrag ist weiterhin auf der ZDF-Mediathek einsehbar und präsentiert u.a. auch erste deutsche IRT-Projekte. Es gibt inzwischen einen kleinen - aber sehr rührigen - Verein, der sich zur Aufgabe gesetzt hat, die Philosophie des Instream River Trainings in der Fachwelt und in der Öffentlichkeit bekannter zu machen. Wer mehr über die clevere Bändigung der Hochwassergewalten mittels Instream River Training wissen will, kann sich wenden an:

Verein für Implosionsforschung
und Anwendung e.V.
Geroldseckstr. 4
77736 Zell a.H.
Fax: 07835-631498
Email: info@implosion-ev.de
Internet: www.implosion-ev.de

[1] http://www.zdf.de/ZDFmediathek#/beitrag/video/1772926/Die-Flussflüsterer

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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1013
Herausgeber:
regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser
im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU),
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Tel.: 0761 / 27 56 93, 456 871 53
E-Mail: nik[at]akwasser.de
Internet: www.akwasser.de, www.regioWASSER.de
 
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© Freiburger Ak Wasser im BBU


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Juli 2013