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SCHADSTOFFE/062: Salzkonzentration in der Ems ist für viele Kleinstlebewesen tödlich (VSR)


VSR-Gewässerschutz e.V. - 8. November 2011

Untersuchungsergebnisse vom VSR-Gewässerschutz liegen vor:

Salzkonzentration in der Ems ist für viele Kleinstlebewesen tödlich


Die Salzeinleitung des Bergbaus in Ibbenbüren hat für die Ems weitreichende Folgen wie die Ergebnisse der im September 2011 stattgefundenen Messfahrt vom VSR-Gewässerschutz belegen. Bei Chloridkonzentrationen von 420 Milligramm pro Liter in Lingen und 410 Milligramm in Meppen überleben viele süßwasserbewohnende Kleinstlebewesen nicht mehr. Sie benötigen für ihre Existenz eine ausreichende Wasserqualität. Eine vom "Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW" im letzten Jahr in Auftrag gegebene Studie vom "Büro für Hydrobiologie" aus Mainz zeigt, dass ab 200 Milligramm Chlorid pro Liter bereits die Hälfte der normalerweise vorkommenden Arten bei den Kleinstlebewesen und ab 400 Milligramm sogar schon dreiviertel der Arten nicht mehr vorhanden sind. Die Artenvielfalt schwindet und damit ist auch der Fischbestand beeinträchtigt, da nicht mehr ausreichend Nahrung vorhanden ist. Der Fischereiverband Weser-Ems hat bereits im August dieses Jahres während der Sommer-Messfahrt auf der Ems mit dem Laborschiff REINWASSER auf das ökologische Problem der Salzbelastung hingewiesen.

Mit den vertiefenden Untersuchungen im September starteten die Gewässerschützer an der Ibbenbürener Aa noch vor der Einleitung des salzhaltigen Grubenwassers. Hier liegt ein normaler Chloridgehalt von 40 Milligramm pro Liter (mg/l) vor. Doch dann fließt der Aa über einen Graben das Grubenwasser mit einer Chloridkonzentration von 15600 mg/l zu. Nach der Durchmischung wurde dann in der Ibbenbürener Aa ein Wert von 10500 mg/l gemessen - so viel wie auch in der westlichen Ostsee vorkommt. Bei solchen Chloridbelastungen ist die Fauna und Flora stark verändert und es können nur wenige salztolerante Arten überleben. Auch wenn die Salzkonzentration im weiteren Verlauf bis zur Ems absinkt, bleiben die Auswirkungen für die Ökosysteme extrem kritisch. In der Hörsteler Aa haben die Gewässerschützer noch 8400 mg/l, in der Dreierwalder Aa 5900 mg/l und in der Speller Aa 3400 mg/l Chlorid gemessen. Während die Große Aa in Lünne nur 65 mg/l Chlorid aufwies, stieg der Wert nach dem Zufluss der Speller Aa auf 985 mg/l an. In allen betroffenen Abschnitten der Ibbenbürener, Hörsteler, Dreierwalder, Speller und Großen Aa können nur salztolerante Arten überleben.

In der am 20. Juli von der Bundesregierung erlassenen Oberflächengewässerverordnung werden die Anforderungen an die Qualität unserer Bäche und Flüsse erneut definiert. Für den von der europäischen Wasserrahmenrichtlinie geforderten guten Zustand verlangt die neue Verordnung, dass die Zusammensetzung und die Anzahl der im Gewässer vorkommenden Kleinstlebewesen nur in geringem Maße von der normalerweise in unbelasteten Gewässern abweichen darf. Diese Anforderung wird aufgrund der Salzeinleitung in den belasteten Bächen und in der Ems ab dem Zufluss der Großen Aa oberhalb von Lingen nicht erfüllt. "Sollte der Bergbau in Ibbenbüren noch länger als 2018 betrieben werden, so müssen dringend Maßnahmen zur Salzreduzierung des eingeleiteten Grubenabwassers erfolgen.", so Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende im VSR-Gewässerschutz. Hierzu muss zuerst die Entscheidung des Bundestages Mitte 2012 abgewartet werden, ob die Vereinbarung zur Beendigung der subventionierten Förderung der Steinkohle auf der Grundlage eines gemeinsamen Berichts der Bundesregierung mit den Landesregierungen von NRW und Saarland aufrecht erhalten bleibt. Aber auch die RAG Anthrazit Ibbenbüren GmbH hat bei ihren Planungen die kostenintensive Reduzierung der Chloridfracht zu berücksichtigen.

Geldern, den 8. November 2011


Zur weitergehenden Information:
Büro für Hydrobiologie: Ableitung ökologisch begründeter Schwellenwerte des Chloridgehaltes und Abschätzung des Einflusses der Gewässerstruktur auf das Makrozoobenthos in NRW
http://wiki.flussgebiete.nrw.de/images/3/32/Chlorid_Schwellenwert.pdf


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Quelle:
Pressemitteilung vom 08.11.2011
VSR-Gewässerschutz
Egmondstr. 5, 47608 Geldern
Tel.: 02831/980281, Fax: 02831/976526
E-Mail: VSR-Information@VSR-Gewaesserschutz.de
Internet: www.VSR-Gewaesserschutz.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. November 2011