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SCHADSTOFFE/073: Biogasanlagen gefährden die Wasserqualität der Oste - Lachs und Stör in Gefahr (VSR)


VSR-Gewässerschutz e.V. - 6. März 2012

Biogasanlagen gefährden die Wasserqualität der Oste

Lachs und Stör in Gefahr


(Geldern, 6.3.2012) Im Oktober 2011 führte der VSR-Gewässerschutz Untersuchungen an der Oste durch. Nach Auswertung der Messergebnisse zeigt sich die Gefahr, dass die jetzigen Maßnahmen zur Ansiedlung des Stör in der Oste längerfristig durch eine zu erwartende Verschlechterung der Wasserqualität scheitern könnten. Auch der Erfolg, dass es inzwischen einen sich selbst produzierenden Bestand an Lachsen in diesem Flachlandfluss gibt, ist durch die zahlreichen Genehmigungen für Biogasanlagen im Einzugsgebiet gefährdet. Auf der Messfahrt wurden sowohl das Wasser der Oste als auch vom Grundwasser untersucht. Bei der Oste fielen die Nitratwerte von 13,8 mg/l in Sittensen, 13,5 mg/l in Bremervörde und 17,0 mg /l in Hemmoor auf. Nach den Vorgaben der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) sollte das Ostewasser höchstens 11 mg/l Nitrat aufweisen, um einen guten Zustand zu erreichen. "Für die Fortpflanzung brauchen sowohl Stör als auch Lachs eine gute Wasserqualität. Eine weitere Erhöhung der Nitratkonzentration in der Oste könnte die Ökologie so verändern, dass ihnen die benötigten Voraussetzungen dafür fehlen." so Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende vom VSR-Gewässerschutz.

Da ein hoher Anteil des Nitrats in der Oste aus den Grundwasserstömen kommt, ist für die zukünftige Entwicklung der Gewässerqualität des Flusses die zu erwartenden Belastungen im Grundwasser ausschlaggebend. Der VSR-Gewässerschutz untersuchte daher die Grundwasserproben nicht nur auf Nitrat sondern auch auf den Eisengehalt. So liegen im Einzugsgebiet der Oste zum Teil erhöhte Eisenwerte vor: Das Vorkommen von Eisenkonzentrationen von über 0,5 Milligramm pro Liter (mg/l) ermöglicht, dass durch Düngemittel eingetragene Nitrate im Grundwasserleiter noch gut abgebaut werden können. Werden nun durch die Ausbringung von großen Mengen an Gärresten aus Biogasanlagen verstärkt Nitrate ins Grundwasser versickert, so kommt es allerdings zu einem irreversiblen Verbrauch der reduzierenden Stoffe wie Eisen im Grundwasserleiter. Wenn die Kapazität erschöpft ist funktioniert der Nitratabbau nicht mehr und die Nitratkonzentration steigt schnell an. Zur Zeit liegen die Nitratkonzentrationen bei den vorkommenden höheren Eisenwerten noch unter 10 mg/l. Die Untersuchungen der Gewässerschützer ergaben aber auch, dass bei geringen geogenen Eisenkonzentrationen im Osteeinzugsgebiet die Nitratkonzentrationen schon teilweise oberhalb von 80 mg/l liegen. Der extreme Ausbau von Biogasanlagen bedeutet auch eine Ausweitung der Maisfelder in der Region. Im gesamten Einzugsgebiet der Oste lag nach Angaben des Deutschen Maiskomitee e.V der prozentuale Anteil der Maisanbauflächen an den Ackerflächen bereits 2010 bei über 60%. Einen so hohen Anteil besteht sonst in Deutschland nur in wenigen Gebieten. Während viele Pflanzen bei Überdüngung der Böden einen geringeren Ertrag erbringen, verträgt der Mais hohe Stickstoffgaben. Dies führt dazu, dass die abgeernteten Flächen bereits im Herbst und nochmals im Frühjahr mit großen Mengen Gärresten aus den Biogasanlagen "gedüngt" werden. Da die Felder zum größten Teil bis in den Monat Mai hinein brach liegen, entziehen in dieser Zeit keine Pflanzen den Stickstoff im Boden und es kommt dabei zu einer enormen Verlagerung von Nitraten ins Grundwasser. Außerdem kann es durch die lange Brachzeit zu höheren Bodenabschwemmungen ins nächste Gewässer kommen. Dies führt neben einem zusätzlichen Nitrateintrag in die Oste auch zu Fortpflanzungsproblemen bei den Lachsen. Nach starken Regenfällen werden insbesondere große Mengen an Schwebstoffen in die Oste abgeschwemmt, die das Lückensystem des Sedimentes verstopfen, so dass dadurch die Larven absterben.

Der VSR-Gewässerschutz fordert, dass bei den Genehmigungen der Biogasanlagen im Osteeinzugsgebiet der Verbleib der Gärreste genau hinterfragt werden muss. "Allein die gängigen Berechnungen der Stickstoffaufbringungen auf die Feldern sind nicht ausreichend, da sie oft nicht der Realität entsprechen. Es muss auch bedacht werden, welche Fahrtstrecken zu den angenommenen Feldern für die Betriebe noch wirtschaftlich sind - ansonsten bleiben es Zahlen auf dem Papier und der Gewässerschutz bleibt auf der Strecke", so Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende im VSR-Gewässerschutz. Außerdem fordert der Verein, dass ein ausreichender Uferrandstreifen ohne Düngung an der Oste eingehalten wird, um die Abschwemmung der Ackerböden zu verhindern.


Weitere Informationen über unsere Arbeit finden Sie unter www.VSR-Gewaesserschutz.de

Informationen zu den LAWA-Werten stehen unter http://www.vsr-gewaesserschutz.de/33.html


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Quelle:
Pressemitteilung vom 06.03.2012
VSR-Gewässerschutz
Egmondstr. 5, 47608 Geldern
Tel.: 02831/980281, Fax: 02831/976526
E-Mail: VSR-Information@VSR-Gewaesserschutz.de
Internet: www.VSR-Gewaesserschutz.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. März 2012