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SCHADSTOFFE/082: Salzeinleitung zerstört Artenvielfalt im Unterlauf der Bode und Saale (VSR)


VSR-Gewässerschutz e.V. - 29. Oktober 2012

Salzeinleitung des Sodawerks Stassfurt zerstört die Artenvielfalt im Unterlauf der Bode und Saale

VSR-Gewässerschutz fordert Pipeline



3580 Milligramm Chlorid pro Liter (mg/l) stellten die Mitglieder vom VSR-Gewässerschutz im Rahmen ihrer Saalemessfahrt im Juni dieses Jahres an der Bodemündung fest. Die Chloridkonzentration an der Saale erhöhte sich durch ihren Zufluss um mehr als das Doppelte von 415 mg/l auf 1000 mg/l. Diese hohe Belastung veranlasste die Mitglieder des Vereins im September eigenständige Untersuchungen an der Bode durchzuführen, um die Ursache für die hohe Salzbelastung zu ermitteln.

Während in der Bode bei Gröningen nur 80 mg/l Chlorid gemessen wurden, stieg die Belastung bis Stassfurt auf 160 mg/l an. In Neugattersleben fanden die Gewässerschützer dann im September 2450 mg/l Chlorid. Dieses hohe Niveau blieb bis zur Mündung in Nienburg erhalten. Verursacht wird der starke Anstieg der Chloridkonzentration durch die Einleitung des Sodawerkes Stassfurt.

"Immer wieder wird behauptet, dass die Bode durch natürliche Einträge wie beispielsweise salzhaltige Quellen belastet wird. Doch diese sind im Gegensatz zu der Abwassereinleitung des Sodawerks Stassfurt sehr gering." so Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende im VSR-Gewässerschutz. Der Umwelterklärung der Sodawerke im Berichtszeitraum 2007 ist bereits zu entnehmen, dass das Werk pro produzierte Tonne Soda 842 kg Chlorid einleitet, aber keine Maßnahmen zur Salzreduzierung geplant sind. Nach eigenen Angaben werden in dem Werk 560.000 Tonnen Soda pro Jahr produziert. Demnach strömen im Durchschnitt 15 kg Chlorid pro Sekunde in die Bode. Wegen der unterschiedlichen Wassermenge der Bode in Stassfurt, die zwischen 2,92 und 50,9 Kubikmeter pro Sekunde schwankt, ergeben sich daraus sehr unterschiedliche Chloridkonzentrationen. Durch den unterschiedlichen Abfluss kommt es zu erheblichen Veränderungen der Salzkonzentrationen im Fluss. Diese Schwankungen schädigen noch zusätzlich die Ökologie. Daher erfolgt bei Kali & Salz an der Werra schon seit Jahren eine Steuerung der Salzeinleitung je nach Abfluss. "Diese Maßnahme kann der Verein anhand der unterschiedlichen Chloridkonzentrationen in der Bode nicht feststellen" so Susanne Bareiß-Gülzow. Doch auch bei gleichbleibenden Salzkonzentrationen von 2500 mg/l hat die EU-Kommission am 22. Juni 2012 ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik Deutschland eröffnet, weil diese im Zusammenhang mit der Werraversalzung Vorschriften der EG-Wasserrahmenrichtlinie nicht beachtet hat. Der Unterlauf der Bode besitzt zeitweise sogar höhere Salzkonzentrationen als die Werra, die als salzigster Fluss Europas bezeichnet wird.

Seit Jahren ist bekannt, dass mit Salzkonzentration über 400 mg/l der von der Wasserrahmenrichtlinie geforderte gute ökologische Zustand nicht möglich ist. In Nordrhein-Westfalen hat eine vom Landesamt für Natur, Umwelt und Naturschutz im letzten Jahr in Auftrag gegebene Studie gezeigt, dass ab 200 Milligramm Chlorid pro Liter bereits fast die Hälfte der normalerweise vorkommenden Arten bei den Kleinstlebewesen und ab 400 Milligramm sogar schon dreiviertel der Arten nicht mehr vorhanden sind. Das ist alarmierend und zeigt wie wichtig für die Artenvielfalt im Unterlauf der Bode und in der Saale die Reduzierung der Salzkonzentration ist.

In der am 20. Juli 2011 von unserer Bundesregierung erlassenen Oberflächengewässerverordnung werden die Anforderungen an die Qualität unserer Bäche und Flüsse erneut definiert. Für den von der europäischen Wasserrahmenrichtlininie geforderten guten Zustand verlangt die neue deutsche Verordnung, dass die Zusammensetzung und die Anzahl der im Gewässer vorkommenden Kleinstlebenwesen nur in geringem Maß von der normalerweise in unbelasteten Gewässern abweicht.

Das Sodawerk Stassfurt konnte in Deutschland seinen Produktionsanteil auf 30 Prozent erhöhen. Der VSR-Gewässerschutz fordert daher das Unternehmen auf in Maßnahmen zur Salzreduzierung zu investieren, damit die Artenvielfalt in der Bode und auch in der Saale wieder hergestellt werden kann. Genauso wie an der Werra könnte dabei eine Pipeline für das salzhaltige Abwasser in Erwägung gezogen werden. Eine 30 Kilometer lange Leitung zur Elbe würde die Wasserqualität in den Unterläufen der Bode und der Saale erheblich verbessern. Die Todeszonen für bestimmte Fischarten würden wegfallen und damit die Durchgängigkeit wieder hergestellt werden. Die Politik in Sachsen-Anhalt ist gefordert den Schutz der Arbeitsplätze und die der Artenvielfalt finanziell zu unterstützen.

Geldern, den 29. Oktober 2012

Dipl.-Phys. Harald Gülzow
Pressesprecher
Der direkte Kontakt: 0170 3856076

Weitere Informationen Presseerklärung vom Juni zur Messfahrt auf der Saale http://www.VSR-Gewaesserschutz.de/resources/PE+Saale.pdf Informationsblatt zum EU-Verfahren wegen der Salzeinleitung in die Werra http://www.VSR-Gewaesserschutz.de/resources/Infoblatt+Weser.pdf Weitere Informationen zum Projekt "Salzbelastung aus Industrie und Bergbau" http://www.VSR-Gewaesserschutz.de/16.html Weitere Informationen über unsere Arbeit finden Sie unter www.VSR- Gewaesserschutz.de Bildmaterial finden Sie unter http://www.vsr- gewaesserschutz.de/28.html

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Quelle:
Pressemitteilung vom 29.10.2012
VSR-Gewässerschutz e. V.
Egmondstr. 5, 47608 Geldern
Tel.: 02831/980281, Fax: 02831/976526
E-Mail: VSR-Information@VSR-Gewässerschutz.de
Internet: www.VSR-Gewässerschutz.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Oktober 2012