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SCHADSTOFFE/105: Die Hausinstallation als Schwachpunkt für die Trinkwasserqualität (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 1032, vom 09. Febr. 2014, 33. Jahrgang

regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Die Hausinstallation als Schwachpunkt für die Trinkwasserqualität



Den Spezialisten für die Trinkwasserhygiene bereitet die Hausinstallation mehr und mehr Kopfschmerzen. Denn das Wasserwerk kann das Trinkwasser in noch so guter Qualität liefern - es nutzt nichts, wenn die Hausinstallation falsch gebaut und/oder falsch betrieben wird. Dann können beispielsweise in den Warmwasserleitungen Legionellen Urstände feiern. Um Qualitätseinbrüche des Trinkwassers in der Hausinstallation zu verhindern, sieht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor, dass das Konzept des Water Safety Plans (WSP) auch auf die Installationen und die Klimatechnik in Großgebäuden angewandt wird. Wie man das WSP-Konzept auf die Hausinstallation herunterbricht, hat das Umweltbundesamt in vier Gebäuden unterschiedlicher Größe testen lassen. Ergebnis: Es funktioniere und sei nutzbringend.

"Ergebnis ist aber auch, dass der Aufwand erheblich ist und es eher in der Regel bei Gebäudebetreibern an der Personalkapazität fehlen wird, um einen WSP für das Gebäude zu entwickeln. Allerdings sehen wir gerade hier um so mehr Handlungsbedarf: Der Aufwand ist u.a. deshalb so erheblich, weil die Installation in der Regel so arg vernachlässigt wird, angefangen bei fehlenden Plänen und Dokumenten über verbaute Materialien über Unkenntnis des technischen Regelwerkes bis hin zum Betrieb bei unzulänglichen Temperaturregimes", kritisiert Dr. INGRID CHORUS, Leiterin der Abteilung Trink- und Badebeckenwasserhygiene im Umweltbundesamt.

Das Interview findet sich unter der Überschrift "Risikomanagement in der Wasserversorgung - Positionsbestimmung und Ausblick" im IWW-Journal vom Dez. 2013, S. 2-3.

Das WHO-Dokument "Water safety in Buildings" kann nach Anmeldung bei "Scribd." heruntergeladen werden unter
http://de.scribd.com/doc/53209315/water-safety-inbuildings-WHO


WSP: Die Risiken eines Schadstoff-Durchbruchs bewerten!

In dem zuvor genannten Interview bemängelt INGRID CHORUS ferner, dass selbst bei größeren Wasserwerken die Umsetzung des WSP-Konzeptes (siehe RUNDBR. 699/1) in einem Punkt immer noch zu wünschen übrig lässt: Die Wasserversorger würden zwar eine Gefährdungsanalyse erstellen, um zu erkunden, wie Schadstoffe ins Trinkwasser gelangen könnten -"Eher selten hingegen ist eine explizite Befassung mit den Risiken, die aus diesen Gefährdungen resultieren. Gemeint ist damit der Versuch, Risiken relativ zueinander zu bewerten oder semiquantitativ zu schätzen, welche Konzentrationen maximal ins abgegebene Trinkwasser noch durchbrechen können", moniert die UBA-Trinkwasserfachfrau. Verbesserungsbedürftig sei auch die Bestimmung der Eliminationseffizienz der Uferfiltratpassage und der Wasseraufbereitung gegenüber Viren (s. RUNDBR. 1002/2-3). Um das Durchbrechen von krankmachenden Viren aus dem Roh- ins Trinkwasser zu unterbinden, hat das UBA eine Arbeitshilfe für Wasserversorger erstellen lassen, die unter www.viren-im-wasser.de zu finden ist. Und ganz schlecht sei es mit der Umsetzung des WSP-Konzeptes bei kleineren Wasserversorgern bestellt. Deshalb hat das UBA jetzt ein Handbuch zur WSP-Entwicklung speziell für kleine Wasserversorger ausarbeiten lassen - und zwar in praxisorientierte Zusammenarbeit mit einigen kleinen Wasserversorgungsunternehmen sowie mit den Gesundheitsämtern, die für die Überwachung dieser dörflichen und kleinstädtischen Versorger zuständig sind.


Risikomanagement in der Trinkwasser-Installation - Praxiserfahrungen

Wie man die Trinkwasserinstallation in großen Mietimmobilien in Schuss halten kann, hat das IWW in Zusammenarbeit mit der BILFINGER REAL ESTATE GMBH in "rund 120 Großobjekten eines Immobilienportfolios eines namhaften Versicherungskonzerns" gecheckt. Das IWW-Journal vom Dez. 2013 betont die "proaktive Motivation" der BILFINGER-Tochter, weil zahlreiche andere Facility- und Immobiliengesellschaften die Überprüfung der Hausinstallationen "als eher negativ und ggf. unzumutbar darstellen" würden. Demgegenüber würde bei der BILFINGER REAL ESTATE GMBH das Interesse dominieren, mit ihren Immobilien "weder gegenüber den Mietern noch gegenüber der Öffentlichkeit als auffällig zu gelten" oder gar mit ihrem Namen negativ "in der Presse zu landen". Dass die BILFINGER-Tochter in ihren Immobilien die Hausinstallationen gut gepflegt habe, könne man daran ersehen, dass nur bei 4,5 Prozent der Trinkwasserproben der Maßnahmenwert für Legionellen überschritten worden sei. Normalerweise liege die Quote an Maßnahmenwert-Überschreitungen in gewerblich genutzten Immobilien bei 7,4 Prozent. Und in öffentlichen Gebäuden (Schulen, Rathäusern usw.) liege die Quote seit einigen Jahren "nahezu konstant bei etwa 14 Prozent" (vgl. RUNDBR. 1004/2-3). Zu den Unterschieden heißt es in dem Aufsatz "Von der Gefährdungsanalyse zum Risikomanagement in der Trinkwasser-Installation" im IWW-Journal vom Dez. 2013 (S. 6-9), dass "mangels ausreichender Rahmen- und Detailinformationen keine Aussagen zu eventuellen Gründen gemacht werden" könnten, "warum sich die gewerblichen Objekte anscheinend signifikant besser darstellen". Dass der Durchschnittswert von 7 Prozent bei gewerblich genutzten Immobilien mit Vorsicht zu genießen ist, deute sich durch eine Erhebung bei 23 Großstadtgesundheitsämtern an: "Es ergab sich eine ungewöhnlich große Spanne von 4 bis 50 Prozent Maßnahmewert- Überschreitungen in gewerblich genutzten Gebäuden (...) mit einem Median von 20 Prozent."

Was bei dem Check in den von der BILFINGER REAL ESTATE GMBH betriebenen Wohnimmobilien am auffälligsten war, sei die Überschreitung des neuen Bleigrenzwertes von 10 Mikrogramm pro Liter in 22 Prozent der untersuchten Gebäude gewesen. In weiteren Untersuchungen soll diese Problematik weiter untersucht werden.

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Zu früheren Ausgaben siehe die BBU-WASSER-RUNDBRIEFE
Nr. 1004/S.1-2, 923/2-3 und 686/2-3.

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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1032
Herausgeber:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. März 2014