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ERSTAUFLAGE/734: Inhaltliche Zusammenfassung von Nr. 2738 (SB)


Susan Schwartz

Domäne des Feuervolks

Perry-Rhodan-Heft Nr. 2738



Nach der überraschenden Designation Aipanu-Cels zur Ersten Hetranin, ist fraglich, ob es nicht zum Bruderkrieg unter den Laren kommen wird, da die anderen Kandidaten diese Ernennung vermutlich nicht so ohne weiteres hinnehmen werden.

Der Greiko Baudencerc, der von den Atopen zum Zeitzeugen der Zukunft bestimmt worden ist, um das zu verhindern, was niemals geschehen darf, erholt sich gerade von den schweren Verletzungen, die er bei dem Attentat auf den sterbenden Ersten Hetran erlitten hat. Er hat Aipanu-Cel zur Ersten Hetranin bestimmt und wartet nun darauf, daß sie sich bei ihm in irgendeiner Weise meldet. Doch es kommt seltsamerweise keine Reaktion von ihr. Statt dessen taucht jemand bei ihm auf, mit dem er niemals gerechnet hätte - der Rebellenführer Avestry-Pasik, der vor zwanzig Jahren von den Atopen, ähnlich wie Perry Rhodan und Bostich, wegen eines Verbrechens verurteilt worden ist, das noch gar nicht geschehen ist. Er war gemeinsam mit Rhodan und Bostich von der onryonischen Gefängniswelt Bootasha geflohen und behauptet nun, er sei der rechtmäßige neue Erste Hetran. Das Vektorion, das er spüren könne, habe ihn dazu bestimmt. Es teile sich auf parapsychischem Wege demjenigen mit, der Erster Hetran werden soll.

Selbst wenn Avestry-Pasik ein offizieller Kandidat gewesen wäre, hätte Baudencerc ihn niemals zum Ersten Hetran ernannt, denn der Proto-Hetost ist der Anführer einer terroristischen Bewegung. Ihn zum Ersten Hetran zu ernennen, wäre ein gewaltiger Affront gegen die Atopen gewesen, was zu einem Krieg unter den Laren geführt hätte, in den auch alle übrigen Völker hineingezogen worden wären.

Avestry-Pasik erklärt Baudencerc, er habe niemals nach diesem Amt gestrebt und wundere sich selbst, daß er vom Vektorion auserwählt worden ist. Der Fingerknochen, der Bestandteil dieses Artefakts ist, stamme von einem parapsychisch begabten Urlaren, dem ersten Ersten Hetran überhaupt, der diese Nachfolgeregelung traf. Avestry-Pasik ist sicher, daß das Vektorion sich Aipanu-Cel verweigern wird. Baudencercs Bericht, zwei Shetorner wären beim Tod Koonepher-Trests anwesend gewesen und einem von ihnen habe der Erste Hetran das Vektorion übergeben, bringt Avestry-Pasik aus der Fassung. Er läßt sich die Shetorner genau beschreiben und weiß, als Baudencerc erzählt, der eine habe sich ständig am rechten Arm gekratzt, um wen es sich dabei in Wirklichkeit handelt. Von Haß auf Perry Rhodan getrieben, macht er sich auf die Suche. Das Vektorion weise ihm den Weg.

Die Lucbarni, mit denen Perry Rhodan, Bostich, Neacue, Gespyrr Hoctosser und Voruder-Paak unterwegs sind, sind ein eigentümliches Volk. Sie unterstützen ihre Gäste vorbehaltlos, ohne eine Gegenleistung zu wollen. Das ist so ihre Art. Sie tun etwas oder eben nicht, aber sie grübeln nicht lange über die Gründe nach und welchen Vorteil es für sie bringt. Perry Rhodan und der lucbarnische Kommandant Osueo verstehen sich besonders gut und vertrauen einander. Osueo erklärt dem Terraner, den er für einen Shetorner hält, was es mit der Flammung auf sich hat. Hierbei setzen sich die Lucbarni einer Hitze von 140 Grad Celsius aus, wobei sie sich vollständig in ihren Spocoon-Mantel zurückziehen, der dabei wieder geschmeidig wird und anfängt zu wachsen. Die Flammung ist für sie eine Regenerationsphase, in der sie nicht nur ihren Stoffwechsel vollziehen, sondern eine besonders intensive Traumphase durchleben, über die sie später mit niemandem sprechen. Osueo ahnt, daß hinter dem angeblichen Shetorner mehr steckt, als dieser preiszugeben bereit ist. Doch das ist für ihn kein Problem. Er spürt, daß Da-Zoltral, wie Perry Rhodan sich nennt, nichts Böses im Schilde führt und weiß, daß der Zeitpunkt kommen wird, an dem sein Gast sich ihm offenbaren wird. Die Lucbarni nehmen ihre Umgebung nicht nur mit den Augen wahr, sie haben empfindsame Sinne für die chemische Ausstrahlung und die Gestik und erfassen das Unbewußte stärker als den äußeren Schein. Sie sind ein sehr besonnenes Volk, sie fordern nichts ein, es gibt bei ihnen weder Gebote noch Verbote, keine Gesetze und keine Hierarchie und somit auch keine Regierungen. Jeder übernimmt die Tätigkeiten, für die er sich am besten eignet und erfüllt sie verantwortungsvoll.

Venerayke, die an Bord der OVPASHIR als Beraterin fungiert und die Rolle eines Orakels inne hat, sagt Perry Rhodan und Bostich auf den Kopf zu, daß sie keine Shetorner seien. Doch auch sie insistiert nicht darauf, daß die beiden Gäste ihre Maske fallen lassen. "Ich spüre bei euch einen langen Atem, wie sonst bei keinem anderen Laren", sagt sie. Perry vermutet, daß sie damit ihren Zellaktivator oder ihr langes Leben meint. Doch es liegt nicht nur daran. Sie erzählt, sie habe vor vielen Jahren schon einmal diesen langen Atem gespürt bei der Erforschung eines Trümmerfelds auf dem Planeten Cauthgossor, der in der lucbarnischen Domäne liegt. Hier war etwas abgestürzt, das älter war, als der Planet selbst. Ein besonderes Artefakt sei noch unversehrt geblieben und sie habe es jahrelang untersucht, weil von ihm etwas ausging, das sie als Nachhall eines unendlich weiten Atems beschreibt. Dem ständig ausgesetzt zu sein, hat sie schließlich so bis ins Tiefste erschüttert, daß sie es nicht mehr ausgehalten und den Planeten verlassen habe, zumal alle Versuche, das Gerät zum Funktionieren zu bringen, fehlgeschlagen sind. Der Beschreibung nach handelt es sich bei diesem Artefakt um einen Atopischen Synaptor, wie Perry Rhodan und Bostich ihn bei Baudencerc gesehen haben. Der Greiko hatte ihnen erklärt, es handele sich dabei um ein Gerät, mit dem man Kontakt zur Heimat der Atopen herstellen könnte, wenn es nicht defekt wäre. Und nun berichtet Verenayke von einem weiteren Gerät, das möglicherweise noch funktioniert! Perry Rhodan will sich das auf jeden Fall anschauen.

Doch das System zu erreichen, in dem sich dieser Planet befindet, ist so gut wie unmöglich, denn seit der Erhöhung der Hyperimpedanz herrschen dort so extreme Hyperstürme, daß es viel zu gefährlich ist, dorthin zu fliegen. Doch es gibt auf der Flammengondel LUCVAIT, einer lucbarnischen Raumstation, die die OVPASHIR anfliegen wird, einen Transmitter, mit dem man nach Cautghossor gelangen kann. Der ist zwar schon seit über 50 Jahren nicht mehr benutzt worden, da sein Betrieb unglaublich viel Energie verschlingt und man mit erheblichen Nebenwirkungen rechnen muß, doch er wird regelmäßig gewartet.

Perry Rhodan will herausfinden, wohin das Vektorion zeigt, das sich nur im Überlichtflug ausrichtet. Die Lucbarni helfen ihm, die Koordinaten zu ermitteln und es stellt sich heraus, daß es auf die verbotene Domäne Shyoricc zeigt, in der sich der Atopische Gläserne Richter aufhält. Niemand kann in diese Domäne hineingelangen, sie ist komplett von etwas umschlossen, das weder Schiffen noch Transmittern einen Durchlaß gestattet. Perry Rhodan vermutet, daß sie von einem gigantischen Repulsor-Wall umgeben ist.

Während ihres Weiterflugs zur Raumstation LUCVAIT tauchen plötzlich larische Schiffe auf, deren Antlitze, die bei jedem überlichtschnellen larischen Schiff den Bug zieren und den jeweiligen Besitzer darstellen, verhüllt sind. Sie eröffnen sofort das Feuer. Da die OVPASHIR Gravolinsen besitzt, die sofort aktiviert werden und alle feindlichen Objekte wie Torpedos oder Strahlenwaffen um das Schiff herumlenken, gerät die OVPASHIR nicht in Gefahr. Die gravomechanischen Kraftfelder machen das Schiff so gut wie unangreifbar. Osueo wartet erst lange ab, bis er sich, da immer mehr Schiffe auftauchen, selbst zur Wehr setzt. Und es stellt sich heraus, daß diese larischen Schiffe dem Beschuß durch die Lucbarni nicht standhalten können. Ihre Schirme brechen zusammen, doch Osueo verzichtet darauf, sie zu vernichten. Sie bleiben zurück - und eines enthüllt das Antlitz Avestry-Pasiks. Nun weiß Perry Rhodan, wer ihm auf der Spur ist, und die Lucbarni wissen, daß die Angreifer es auf das Vektorion abgesehen haben.

Als die OVPASHIR schließlich bei der Flammengondel LUCVAIT ankommt, bleiben Bostich, der sich die Technik der Lucbarni erklären lassen will und Gespyrr Hoctosser und Voruder-Paak, die sich mit lucbarnischen Forschern zusammentun, auf dem Schiff zurück, während Osueo, sein Sohn Voanos, Verenayke und Perry Rhodan sich über den Transmitter trotz eindringlicher Warnung des lucbarnischen Transmitter-Wartes nach Cauthgossor abstrahlen lassen. Neacue, der die Lucbarni auf der OVPASHIR heimlich bei intimen Handlungen beobachtet hat und erwischt worden ist, soll zurückbleiben. Doch er schmuggelt sich in die Nähe der Transmitterreisenden und darf schließlich doch mitkommen. Unbeschadet kommen sie tatsächlich auf Cauthgossor an und können die in einem Krater liegenden atopischen Fragmente sofort sehen. Sie liegen in einem weiten Umkreis.

Nur den Atopischen Synaptor hat man in einem Zelt geborgen. Von ihm geht eine seltsame Aura aus, die alle, die sich ihm nähern, vor Scheu verharren lassen. Dabei sieht der Synaptor genau so aus, wie der, den Perry Rhodan bei Baudencerc gesehen hat. Ein aus Holz gezimmerter Kasten, in dem ein hölzerner Stuhl steht. Sonst nichts. Nacheinander setzen sie sich auf diesen Stuhl, ohne daß etwas geschieht, so wie all die Jahrzehnte zuvor auch noch nie etwas geschehen ist, wenn sich ein Lucbarni darauf gesetzt hat. Zuletzt ist Perry Rhodan dran, den plötzlich eine unerklärliche Angst erfaßt. Er weiß, daß bei ihm dieses Gerät funktionieren wird, und er fürchtet sich maßlos davor. Mehrmals müssen ihn seine Gefährten dazu auffordern, sich hinzusetzen. Er weiß, daß er nicht Nein sagen kann. Beim Berg der Schöpfung hatte er noch Nein sagen können, nun kann er es nicht mehr, obwohl es besser für ihn wäre, zurückzukehren und sein Leben als ein vor dem Atopischen Tribunal flüchtender Verurteilter weiterzuleben. Er weiß, daß sich für ihn alles ändern wird, wenn er sich auf diesen Stuhl setzt, daß er ein Anderer werden wird. Es kostet ihn alle Überwindung, die er aufbringen kann.

Dann setzt er sich tatsächlich hin - und nichts tut sich. Der Stuhl ist hart und unbequem, er lehnt sich zurück, legt den Kopf auf eine Nackenstütze - und plötzlich erscheint ihm der Stuhl genau passend zu sein. Er schielt zu seinen Gefährten hinüber, doch die sind nicht mehr da, auch die hölzerne Decke des Kastens ist nicht mehr da. Er schaut in eine schwarze, unendliche Leere, aus der sich ein Gesicht herausschält, ein Gesicht, das weder humanoid, noch insektoid, noch ornitoid ist. Es vereint sämtliche Formen in sich. Es ist das Gesicht, das Perry Rhodan aus einer unbegreiflichen Ferne mit allergrößtem Interesse anschaut. Und es schaut ihn nicht nur in diesem Moment an, sondern es sieht jeden Augenblick seines bisherigen Lebens. Eine weiteres Gesicht erscheint und schaut ihn ebenso an. Und er schaut zurück und hat das Gefühl, in etwas vollkommen Vertrautes zu blicken. Weitere Gesichter erscheinen, Hunderte, Tausende, Milliarden, Vigintilliarden (10 hoch 123). Er hat das Gefühl in eine Sturzflut von Gesichtern einzutauchen. Er wird ein Teil von ihnen, so als wären sie er und er wäre sie. Und er schaut mit ihnen nicht nur sich selbst an, sondern alle Menschen, jede Intelligenzform, jedes Tier, jede Pflanze, jedes Staubkorn und jedes Elektron, mit unfasslicher Aufmerksamkeit. In rasendem Tempo wird er Zeuge allen Werdens und Vergehens und ist Molekül des Atems seit Anbeginn, der durch alles weht, der sich fortsetzt seit der ersten Geburt. Er hört ein quintillionenfaches Flüstern in quadrillionen Sprachen. Und er versteht sie alle. Und sie sagen zu ihm: "Fürchte dich nicht. Alles hat eben erst begonnen." Dann verblaßt das Vigintilliarden-Gesicht langsam und Perry ruft ihm hinterher: "Wohin geht ihr jetzt?" Und es antwortet: "Wir sind in den Jenzeitigen Landen."

Perry Rhodan kommt zu sich, weil ihn Neacue besorgt anspricht, denn er hat stocksteif auf dem Stuhl gesessen und nicht einmal mehr geatmet. Zwar hat das Ganze nicht einmal eine Minute gedauert, aber es sah dennoch beängstigend aus. Als Rhodan antwortet, kommt es ihm so vor, als habe er seine eigene Stimme schon seit Äonen nicht mehr gehört. Er sagt, es sei nichts passiert, der Atopische Synaptor scheine wirklich defekt zu sein. Es ist ihm unmöglich, über das Erlebte zu sprechen. Bis auf Verenayke, die sehr wohl mitbekommen hat, wie die wenigen Sekunden für ihn eine Ewigkeit bedeuteten, geben sich alle damit zufrieden und gemeinsam ziehen sie wieder ab. Die Verenayke spürt, was in Rhodan vorgeht, dringt aber nicht weiter in ihn ein. Sie hat ja am eigenen Leib erfahren, wie der Hauch des langen Atems ihr schon vor vielen Jahren zugesetzt hat.

Perry Rhodan will ein nächstes Ziel ansteuern. 2,45 Lichtjahre nach Pethpar. Voanos hatte ihm vom Volk der Vidriten erzählt, einem Intelligenzvolk, das an einem überlichtschnellen Triebwerk arbeitet und im UHF-Bereich des hyperenergetischen Spektrums periodisch alle 37 Stunden eine Botschaft aussendet, die aus der Zahl Pi und einer Millionen-Primzahl besteht.

9. Februar 2014