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TOURTIP/885: Die Alpen im Landkreis Garmisch-Partenkirchen (Der Falke)


Der Falke - Journal für Vogelbeobachter 3/2008

Die Alpen im Landkreis Garmisch-Partenkirchen

Hochgebirgsvögel im Süden Deutschlands


Die Alpen gehören zu den wenigen weitgehend natürlichen Großlandschaften Europas. Von ihnen liegen fast 4200 km2 in Bayern. In der Regel steigen hier die Berge steil an und erreichen Gipfelhöhen von über 2000 Meter über NN. Darunter ist auch die Zugspitze, der mit 2962 Metern höchste Berg Deutschlands. Insgesamt herrscht in den Alpen ein kalt-feuchtes Hochgebirgsklima.

Innerhalb der Bundesrepublik brüten mehrere Vogelarten nur in den Bayerischen Alpen: Steinadler, Alpenschneehuhn, Alpendohle, Felsenschwalbe, Mauerläufer und Schneesperling. Neuerdings wurden auch Steinhühner und Steinrötel wieder in den Bayerischen Alpen nachgewiesen. Weitere Arten haben innerhalb Deutschlands hier ihre Hauptvorkommen: Birkhuhn, Weißrückenspecht, Zitronenzeisig und Bergpieper.

Im Werdenfelser Land liegen in unmittelbarer Nähe von Garmisch-Partenkirchen eine Reihe gut erschlossener Alpenberge. Von Garmisch-Partenkirchen führen vier Seilbahnen in alpine Lebensräume und ermöglichen (fast) jedermann die Beobachtung alpiner Vogelarten, ohne dass man stundenlang Berge hinauf- und hinuntersteigen muss.

Östlich von Garmisch-Partenkirchen liegt der 1780 Meter hohe Wank. Von diesem hat man in westliche Richtung einen hervorragenden Blick auf das "sesselförmige" Zugspitzmassiv, das Geologen als ein Kar bezeichnen. Westlich des Ortes gelangt man auf das Zugspitzmassiv selbst.


Lebensräume

Für Beobachter am interessantesten sind die Hochgebirgslebensräume der Bayerischen Alpen. Hier findet sich in der Vegetation eine höhenabhängige Zonierung, die auch eine Abfolge der Vogellebensräume bedingt. Mit zunehmender Höhe der Berglagen ersetzen Nadelwälder mit Fichten und Lärchen die Laubwälder. Diese werden hin und wieder von Almen, das sind alpine Weideflächen, unterbrochen. An der Baumgrenze nehmen niedrigwüchsige Bergkieferbestände (Latschen) zu. In dieser Kampfzone wechseln sich - manchmal sehr kleinräumig je nach Standortbedingungen - Bergkieferbestände und Wiesen ab. Die darüber liegenden kargen Berge sind nur noch stellenweise mit Wiesenmatten bewachsen. Mancherorts liegen Geröllfelder.

Nicht zu unterschätzen sind die Bergstationen oder Gaststätten, an denen man oft Vögel antreffen kann. Am Fuße der Zugspitze und unweit der Zugspitzbahn liegt der glasklare Eibsee.


Besondere Vogelarten

Oberhalb der Baumgrenze findet man die Hochgebirgsvögel, die man in Deutschland außerhalb der Alpen nicht oder nur ausnahmsweise sehen kann: Alpendohle, Alpenbraunelle, Alpenschneehuhn, Schneesperling und Mauerläufer. In den Gebirgswiesen leben Bergpieper. In den Bergkiefer- und Fichtenbeständen der Kampfzone an der Baumgrenze brüten Ringdrosseln, Zitronenzeisige und Birkhühner.

In den Wäldern der tieferen Lagen sind Dreizehenspechte, Sperlingskäuze, Tannenhäher und Berglaubsänger zu Hause. Seltene und schwierig zu sehende Brutvögel der alpinen Wälder sind Haselhühner und Weißrückenspechte. Auf dem Eibsee brüten mehrere Haubentaucherpaare (FALKE 2003, H. 11), regelmäßig führen Gänsesäger ihre Jungvögel auf dem Gewässer. Entlang der Bäche und Flüsse kann man Flussuferläufer, Wasseramseln, Eisvögel und Gebirgsstelzen beobachten. Steinadler, Wanderfalken und Kolkraben kann man sporadisch überall antreffen, meist sieht man sie am Himmel kreisen.


Reisezeit

Das Gebiet ist vor allem von Mitte April bis Juli ein gutes Ziel für Vogelbeobachter. Bis Anfang April balzen z.B. Dreizehenspechte, die später im Jahr schwieriger zu finden und zu beobachten sind. Den Gesang von Alpenbraunellen, Berglaubsängern und Bergpiepern hört man regelmäßig zwischen April und Anfang Juli. Im September und Oktober hat man relativ gute Chancen, Sperlingskäuze und Haselhühner anhand ihrer Rufe ausfindig zu machen. Während des Winters ist es nicht einfach, Vögel zu Gesicht zu bekommen. Unter den begehrteren Arten sind es am ehesten die Birkhühner, die dann gelegentlich in den Baumwipfeln sitzen. Wasseramseln sind an den schnell fließenden Bächen und Flüssen ebenfalls noch gut zu finden.

Selbstverständlich muss man zu dieser Jahreszeit damit rechnen, dass nicht alle Wege begehbar sind. Die Seilbahnen sind teilweise ganzjährig geöffnet, haben allerdings im November Revision und dienen im Winter vor allem dem Transport von Skifahrern (s. u.).


Beobachtungsmöglichkeiten

Es gibt in den Alpen bei Garmisch-Partenkirchen eine Vielzahl von Wanderwegen, die von der Ortschaft oder der näheren Umgebung in die Berge führen. Man kann Alpenvögel fast überall in geeigneten Lebensräumen finden. Deswegen stellen wir hier nur Teilgebiete vor, die leicht zu erreichen sind. Selbstverständlich sind auch z. B. in den Ammergauer Bergen alle erwähnten Alpenvögel zu finden. Allerdings gibt es dort keine Bergbahnen, sodass man hier anstrengende Bergtouren durchführen muss. Angaben zu den Bahnen sind unter Anfahrt aufgeführt.

Der 1780 Meter hohe Wank ist mit einer Seilbahn (kleine Kabinen) in einer 20-minütigen Fahrt zu erreichen (s. u.). Vom Gipfel aus hat man einen grandiosen Blick auf das Wettersteingebirge mit der Zugspitze und der Alpspitze sowie auf die Ammer-, Ester- und Karwendelgebirge. Außerdem blickt man auf Garmisch-Partenkirchen und das Loisachtal. In der Gipfelregion kann man ohne größere Steigungen Zitronenzeisige, Bergpieper und Ringdrosseln beobachten. Mit viel Glück kann man (früh morgens!) Birkhühner antreffen. Vom Gipfel aus führen einige Wege in das Tal zurück. Besonders empfehlenswert ist der Abstieg über die Esterberg Alm. Auf dem Weg durchquert man Fichtenwälder, in denen Dreizehenspechte, Fichtenkreuzschnäbel und Tannenhäher leben. Im Bereich der Esterberg Alm kann man an einem Bachlauf Berglaubsänger und Gebirgsstelzen hören und sehen.

Mit der Alpspitzbahn (s. u.) kann man per Gondel einfach auf den Osterfelderkopf (2050 Höhenmeter) gelangen. Auf der Gaststättenterrasse der Bahnstation begegnet man in der Regel schon den ersten Alpendohlen, die in der Hoffnung auf ein paar fressbare Happen die Touristen umlagern und deswegen auch gut zu fotografieren sind. Um weitere alpine Arten zu sehen, reichen kleine Spaziergänge in Nähe der Station aus. Verlässt man die Terrasse nach rechts über ein paar Stufen und folgt dem Weg halblinks und schließlich direkt rechts am Dach eines kleinen Häuschens vorbei, kann man in den Felswänden schon nach rund 100 Metern die ersten Alpenbraunellen finden. Folgt man dem Weg (mittelschwerer Anstieg) weitere rund 400 Meter am Steilhang entlang, erreicht man einen Grat, von dem man in westliche Richtung einen ausgezeichneten Blick in das Höllental hat. Die Felswände links und rechts sind ebenfalls Brutplätze von Alpenbraunellen und 2007 brütete der Mauerläufer am nahen Höllentorkopf. Auf dem Weg dorthin kann man Bergpieper sehen, die gelegentlich auch auf den Kabeln der Bahn sitzen.

Von der Bahnstation führen zwei Wege und eine Gondel (Hochalmbahn) bergab zur Kreuzeckbahn. Die beste Gelegenheit Vögel zu beobachten, bietet der breitere der beiden Fußwege (teilweise geschottert), der gleichzeitig auch die Versorgungsstraße der Bahnstation ist. Dieser führt nach ein paar hundert Metern durch zwei Steilwände, in denen 2005 und 2006 Mauerläufer brüteten. An den samentragenden Kräutern der Grasmatten sitzen oft Zitronenzeisige, in den Geröllhalden kann man mit Glück Alpenschneehühner oder Schneesperlinge sehen. Die Schneesperlinge sind auch im Winterhalbjahr in der Nähe des Osterfelderkopfes oft in großer Zahl zu beobachten. Weiter abwärts kann man in den Baumbeständen wiederum Berglaubsänger und Tannenhäher finden. Man passiert schließlich die untere Station der Hochalmbahn und hat von hier aus einen rund halbstündigen Fußweg zur Kreuzeckbahn vor sich. Mit dieser gelangt man bei Bedarf wieder in das Tal zum Parkplatz in Garmisch. Für botanisch Interessierte ist das Gebiet zwischen Osterfelderkopf und Kreuzeck ebenfalls sehr attraktiv und nach Regenfällen sind Alpensalamander häufig zu beobachten.

Um den Eibsee führt ein zweistündiger Rundweg, von dem man immer wieder einen guten Ausblick auf den See hat. Ausgangspunkt ist der kostenpflichtige Parkplatz am Eibseehotel. In den Waldbereichen nördlich des Sees, wo der Weg unweit des Ufers verläuft, hat man gute Chancen Zwergschnäpper zu hören und mit Glück auch zu sehen. Hier wurden in der Vergangenheit auch immer wieder Haselhühner, Sperlingskäuze sowie Weißrücken- und Dreizehenspechte festgestellt. Der Eibsee ist im Sommer ein beliebter Badesee. Die Zugspitze selbst, die man per Seilbahn vom Eibseeparkplatz aus erreichen kann, ist für ornithologische Beobachtungen weniger gut geeignet.


Weitere Beobachtungs- und Freizeitmöglichkeiten

Weitere gute Beobachtungsmöglichkeiten finden Vogelbeobachter im Murnauer Moos (ca. 30 km nördlich von Garmisch-Partenkirchen). Das Gebiet ist vor allem im Mai und Juni ein gutes Ziel. Für Wasservogelfreunde sind die nahen Seen im nördlichen Landkreis unter Umständen lohnende Ziele. Der Starnberger See (ca. 50 km nördlich der Ortschaft) ist ein sehr gutes Winterbeobachtungsziel (FALKE 2007, H. 10).

Einen weiteren alpinen Lebensraum mit der typischen Vogelfauna erschließt die Karwendelbahn mit der Ausgangsstation in Mittenwald (25 km östlich von Garmisch-Partenkirchen) und der Bergstation in 2244 Metern Höhe. Auf dem Berg wird aktuell ein Alpeninformationszentrum gebaut. Fährt man von Mittenwald auf der B 2 nach Süden in Richtung Scharnitz, erreicht man nach ca. 3,5 km einen Parkplatz, der unmittelbar an der Isar liegt. Gleich hinter einer kleinen grünen Schranke direkt am Parkplatz hat man einen guten Blick auf den Fluss und die Hänge der umliegenden Berge. An der Isar kann man mit Flussuferläufern, Flussregenpfeifern, Gänsesägern und Wasseramseln rechnen, entlang der Berghänge mit Steinadlern. Die Laubgehölze des NSG Riedboden im Tal sind Lebensraum für Berglaubsänger und Grauspechte. Das von Süd nach Nord laufende Isartal bietet vor allem im März immer wieder Möglichkeiten für die Beobachtung von Felsenschwalben, die im nahen Scharnitz (Österreich) in der Nähe der Kirche brüten.

Garmisch-Partenkirchen selbst bietet als bedeutende Urlaubsregion ein breites Kulturangebot sowie eine Vielzahl von Sport- und anderen Freizeitmöglichkeiten - auch für Nichtvogelbeobachter.

Thomas Brandt, Cordula Jülch, Kilian Wasmer


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Infomaterial/Literatur

Bezzel, E. (1981): Die Vögel des Werdenfelsener Landes. Kilda-Verlag, Greven.

Bezzel, E. & H.-J. Fünfstück (1993) Die Vögel des Landkreises Garmisch-Partenkirchen, Landesbund für Vogelschutz, Garmisch-Partenkirchen.

Bezzel, E., I. Geiersberg, G. v. Lossow & R. Pfeifer (2005): Brutvögel in Bayern. Verbreitung 1996-1999. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.

Fünfstück, H.-J. (2003): Haubentaucherschicksale auf einem Alpensee. Falke 50: 344-347.

Moning. C. & C. Wagner (2005): Vögel beobachten in Süddeutschland. Kosmos Verlag, Stuttgart.


Anfahrt

Mit Bahn und Bus:
Der Bahnhof in Garmisch-Partenkirchen wird im Stundentakt von München aus angefahren (Fahrzeit ca. 1,5 Stunden). Von hier aus führen mehrere Buslinien zu den Bahnstationen.

Mit dem Auto:
Um mit dem PKW in das Gebiet zu gelangen, fährt man von München auf der A95 bis zum Ende. Die Autobahn geht in die B2 bzw. B23 über. Die Seilbahnstationen sind gut ausgeschildert. An allen Seilbahnstationen gibt es ausreichend Parkplätze.

Mit dem Fahrrad:
Die Alpen sind nicht gerade ein klassisches Ziel für Radfahrer. Radfahren ist dort nur mit Spezialrädern sinnvoll. Man dürfte auch Schwierigkeiten haben, sich auf Vögel zu konzentrieren, wenn man in den Bergen auf dem Rad unterwegs ist. Zu Fuß hat man hier bessere Möglichkeiten.


Zahnradbahn/Seilbahnen:
(Preise für Erwachsene, Preise und Zeiten Stand 2007)

Wankbahn:
Talstation im Ortsteil Partenkirchen. Kosten Euro 17,- für Berg- und Talfahrt, Euro 12,- Bergfahrt allein, von April bis Oktober geöffnet. Erste Bergfahrt 8:45 Uhr, letzte Talfahrt um 17:00 Uhr.

Alpspitzbahn:
Talstation im Ortsteil Garmisch. Kosten Euro 21,- Berg- und Talfahrt, Euro 15,50 Bergfahrt allein, Juni - Oktober geöffnet. Erste Bergfahrt 8:00 (Juli - Sept.) bzw. 8:30 (Juni, Okt.). Endstation ist an der Bergstation Osterfelderkopf (2050 m ü. NN).

Kreuzeckbahn:
Talstation neben der Station Alpspitzbahn. Kosten Euro 19,- Berg- und Talfahrt, Euro 13,50 Bergfahrt allein. Mai - Okt. geöffnet. Erste Bergfahrt 8:30 Uhr. Die Bergstation Kreuzeck liegt 1611 m ü. NN.
Eine gute Wahl ist es, mit der Alpspitzbahn auf den Osterfelderkopf zu fahren und zu Fuß zur Kreuzeck-Bergstation zu wandern (den Wirtschaftsweg nehmen!). Wer nicht so sicher zu Fuß ist, der kann auf einen Großteil der Strecke die Hochalmbahn zwischen den beiden Bergstationen nutzen. Der verbleibende Fußweg führt über einen gut ausgebauten Wirtschaftsweg (ca. 20 bis 30 min.).

Eibsee-Seilbahn (zur Zugspitze):
Talstation der Seilbahn im Ortsteil Grainau, am Eibsee. Kosten Euro 47,- Berg- und Talfahrt, Euro 26,50 Bergfahrt einfach. Ganzjährig geöffnet. Erste Bergfahrt 8:45 Uhr, letzte Talfahrt 16:45 Uhr. Die Zugspitzendstation liegt 2962 m ü. NN.
Zugspitze (mit der Zahnradbahn). Abfahrten stündlich ab Garmisch ab 8:15 Uhr. Die Bahn führt über den Gletscher.

Gastronomie ist an allen Bergstationen vorhanden. Die Zahnradbahn und die Seilbahn zur Zugspitze sind kombinierbar, ebenso die Zahnradbahn zur Alpspitzbahn bzw. Kreuzeckbahn. Zwischen den Bergstationen der Kreuzeckbahn und der Alpspitzbahn verkehrt die Hochalmbahn über einen Großteil der Strecke.

Aktuelle Infos erhält man über den Betreiber, die Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG (s. Adressen).


Adressen

Unterkünfte und Gastronomie findet man reichlich in
Garmisch-Partenkirchen. Das Gastgeberverzeichnis ist
über die Tourist-Information erhältlich. Es gibt
auch einen Campingplatz (Campingplatz "Zugspitze",
Tel.: 08821/3180, ganzjährig geöffnet).

Tourist Information, Richard-Strauss-Platz 2,
82467 Garmisch-Partenkirchen
Tel.: 08221/180/700. E-Mail: tourist-info@gapa.de,
Internet: www.garmisch-partenkirchen.de

Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG,
Olympiastraße 27, 82467 Garmisch-Partenkirchen
Tel.: 08821/217 970.
E-Mail: zugspitzbahn@zugspitze.de,
Internet: www.zugspitze.de


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Quelle:
Der Falke - Journal für Vogelbeobachter 3/2008
55. Jahrgang, Januar 2008, S. 85-89
mit freundlicher Genehmigung des AULA-Verlags
AULA-Verlag GmbH, Industriepark 3, 56291 Wiebelsheim
Tel.: 06766/903 141; Fax: 06766/903 320
E-Mail: falke@aula-verlag.de

Erscheinungsweise: monatlich
Einzelhelftpreis: 4,60 Euro
Das Jahresabonnement für 12 Hefte ist im In-
und Ausland für 47,- Euro zzgl. Porto erhältlich.


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. April 2008