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TOURTIP/886: Jugendherbergen - Familien herzlich willkommen (extratour - DJH)


Deutsches Jugendherbergswerk - extratour Nr. 1, Januar/Februar 2008

Urlaubsziel Jugendherberge
Familien herzlich willkommen

Von Maike Kaijo


Gerade bei Familien mit Kindern sind die Jugendherbergen ein beliebtes Ziel: Während die Kleinen nach Lust und Laune mit Gleichaltrigen herumtollen können, bieten sie den Eltern genug Raum und Zeit für die Erholung. Zum Beispiel die Jugendherberge Garmisch-Partenkirchen: Sie trägt nicht ohne Grund das Prädikat "Für Familien besonders geeignet".


"Das ist ja kein Drama." Mika Jürgens bleibt gelassen, obwohl seine vierjährige Tochter Amelie soeben den Inhalt ihres Saftbechers über den Esstisch verteilt hat. Kein Problem: Amelie holt einen Eimer samt Lappen aus der Küche und wischt die Bescherung selbstständig auf. "Gut, dass es hier keine Tischdecken gibt", schmunzelt ihr Vater. Stattdessen sind die Tische im großen, modernen Speisesaal in warmen Rot- und Gelbtönen gehalten - freundlich und eben pflegeleicht. Genau das Richtige für Familien. "Toll ist auch, dass es hier niemanden stört, wenn die Kleinen mal ein wenig lauter spielen und toben. Kindergelächter gehört hier einfach dazu", so Mika Jürgens. Der 39-Jährige, der gemeinsam mit seiner Frau Maike und den Zwillingen Amelie und Leena angereist ist, übernachtet zum ersten Mal seit der Schulzeit in einer Jugendherberge - und ist begeistert: "Das Haus strahlt eine moderne Atmosphäre aus, was auch an seiner zeitgemäßen Ausstattung liegt." Ihm gefällt neben der Kinderfreundlichkeit auch die "Elternfreundlichkeit": "Als unsere Mädchen schliefen, haben wir noch in Ruhe im Bistro ein Bier getrunken. Und dank der Leselampen an jedem Bett konnten wir später noch in unseren Büchern blättern, ohne die Kinder zu stören."

Amelie Jürgens, vier Jahre: "Toll war, dass wir alle vier zusammen in einem Zimmer geschlafen haben, obwohl Papa geschnarcht hat. Und die Etagenbetten waren super. Leena und ich haben oben gelegen und abends "Piratenschiff" darin gespielt."

Leena Jürgens, vier Jahre: "Die Tische im Speisesaal sollten wir nach jedem Essen selbst abwischen, das fand ich gut. Meine Schwester und ich haben uns immer darum gestritten, wer diese Aufgabe erledigen darf."


Moderne Standards kommen gut an

Diese Reaktion erlebt Herbergsleiter Manfred Fellendorf immer wieder. Seitdem das Haus vor zwei Jahren kernsaniert, um ein ganzes Stockwerk erweitert und an neueste technische und ökologische Standards angepasst wurde, sind die Familien neben den Schulklassen seine wichtigste Zielgruppe. Rund 38 Prozent aller Übernachtungsgäste sind Eltern mit Kindern - das ist Rekord. "Natürlich ist der Standort Garmisch-Partenkirchen mit seiner Bergwelt, den Wander- und Sportmöglichkeiten und der Nähe zu München sehr attraktiv", weiß Fellendorf. "Daneben merke ich aber, dass gerade auch unser Haus bei den Familien gut ankommt." Helle Familienzimmer, oft mit eigenem Bad, ein großes, vor Autoverkehr geschütztes Außengelände samt Kletterwand und Picknicktischen, ein schmackhaftes und vitaminreiches Buffet zum Frühstück und zum Abendessen - das sind die Pfunde, mit denen das Haus wuchert. Und für die das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) dem Haus Garmisch-Partenkirchen das Prädikat "Für Familien besonders geeignet" verliehen hat.


Spaß und Action bei Familienprogrammen

Das hat auch Familie Deipenbrock überzeugt. Die vier sind echte Profis in Sachen Jugendherberge und haben schon viele Häuser in Deutschland bereist. "Besonders gut gefällt uns, dass in Jugendherbergen eigentlich immer eine lockere Atmosphäre herrscht und sich unsere Jungs Tim und Manuel so richtig austoben können", berichtet Bettina Deipenbrock.

"Wenn wir ankommen, suchen die beiden immer zuerst die Tischtennisplatte - irgendwo gibt es die ja in jedem Haus. Dieses Auftaktspiel ist schon Familientradition."

Die aktive Familie aus Altenkirchen im Westerwald nimmt an dem von der Jugendherberge organisierten Familienprogramm "Herbst in den Alpen" teil und freut sich schon auf Highlights wie die geführte Wanderung durch die Partnachklamm. "Da lernt man schnell Gleichgesinnte kennen. Für die Jungs ist es toll, mit anderen Kindern etwas zu unternehmen, und mein Mann und ich freuen uns über den Austausch mit den anderen Eltern", so Bettina Deipenbrock.

Manuel Deipenbrock, sieben Jahre: "In manchen Jugendherbergen mussten wir beim Tisch abwischen mithelfen. Das war immer total lustig, weil wir da die anderen Kindern kennengelernt und uns gegenseitig mit Wasser bespritzt haben. Na klar, das mussten wir hinterher alles wieder aufwischen - hat trotzdem Spaß gemacht".

Tim Deipenbrock, zehn Jahre: "Ich freue mich besonders auf die spannenden Programmangebote wie das Klettern und die Nachtwanderung zur Burgruine. In der Jugendherberge lernt man immer andere Kinder kennen, das macht die Ferien richtig spannend. Einmal sind wir mit dem Fahrrad von Jugendherberge zu Jugendherberge gefahren. Das war auch prima, nur schade, dass wir am nächsten Tag immer weiterfahren mussten, wenn ich gerade neue Freunde gefunden hatte. Diesmal bleiben wir zum Glück eine ganze Woche hier."


Helfen mit Spaßfaktor

"Back to the Roots" ist dagegen das Motto, unter dem es die vierköpfige Familie Flenner in die Jugendherbergen zieht. Mutter Heike Flenner: "Wir glauben, dass es unseren Kindern Lea und Jan gut tut, auch mal mit anzupacken. Die Betten selbst zu beziehen, das Geschirr abzuräumen und den Tisch abzuwischen, kann wirklich nicht schaden. Im Gegenteil: Es hilft ihnen, selbstständig zu werden. Zumal unsere Kids mit Begeisterung bei der Sache sind." Außerdem genießt die 43-Jährige die Vollverpflegung im Haus: "Kein Einkaufen, kein Kochen - herrlich. So ein leckeres Buffet ist ideal. Wenn wir mit knurrenden Mägen von unseren Ausflügen heimkehren, ist das Essen bereits fertig und die Kinder können sich ohne Warterei selbst bedienen." Auch die Flenners sind beim Programm "Herbst in den Alpen" dabei. Denn wenn die energische Familienmutter Heike eine Sache nicht mag, dann ist das Rumhängen in den Ferien. Deshalb ist sie froh über die Erlebnisprogramme, von denen sie sich viel aktive Zeit in der Natur und intensive Familienerlebnisse verspricht.

Lea Flenner, zwölf Jahre: "Ich finde es gut, dass es hier ein festes Freizeitprogramm gibt. Wenn wir sonst in den Ferien waren, habe ich mich immer mit meinem Bruder Jan gestritten, was wir am liebsten machen wollten. Und zwar so lange, dass hinterher keine Zeit mehr blieb, um überhaupt etwas zu unternehmen. Das kann uns hier nicht passieren."


Im Trend: Deutschland entdecken

Für viele Familien ist der Preis einer Jugendherberge ausschlaggebend. Gerade in Verbindung mit der Vollpension ist der nämlich besonders günstig und ermöglicht es zahlreichen Familien dadurch erst, Ferien vom Alltag zu machen. "Auf der anderen Seite kommen auch Gäste, die sich durchaus eine exotische Fernreise leisten könnten, zu uns", hat Gerhard Weiser, Programmkoordinator beim DJH, beobachtet. "60 bis 76 Prozent unserer Gäste sind Akademiker. Gerade bei dieser Gruppe scheint es im Trend zu liegen, dem Nachwuchs wieder die Schönheiten des eigenen Landes nahe zu bringen."

Und speziell dafür sind die Jugendherbergen besonders geeignet, denn die insgesamt rund 562 Häuser sind über ganz Deutschland verteilt, und das meist an besonders schönen Plätzen wie an Seen und Flüssen, am Meer oder in den Bergen. "Viele Jugendherbergen sind sogar in alten Burggemäuern untergebracht", erzählt Gerhard Weiser. "Für Kinder ist dieses das Größte." Der Meinung ist auch Mika Jürgens: "Unsere Kinder fangen ja gerade an, einen Blick für Sehenswürdigkeiten und Naturschönheiten zu entwickeln. Daher werden wir sicher bald wieder in eine Jugendherberge fahren."


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Quelle:
extratour Nr. 1, Januar/Februar 2008, S. 6-8
Die Zeitschrift für Mitglieder im Deutschen Jugendherbergswerk
Herausgeber: Deutsches Jugendherbergswerk DJH
Hauptverband für Jugendwandern und Jugendherbergen e.V.
Leonardo-da-Vinci-Weg 1, 32760 Detmold
Tel.: 05231/99 36-0, Fax: 05231/99 36-66
Internet: www.jugendherberge.de

Erscheinungsweise: zweimonatlich
Der Bezugspreis der Zeitung ist im
DJH-Mitgliedsbeitrag enthalten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. April 2008