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TOURTIP/917: Das Donaumoos in Bayern (Der Falke)


Der Falke - Journal für Vogelbeobachter 12/2008

Das Donaumoos in Bayern:
Wiesen- und Wasservögel im schwäbischen Donautal

Von Thomas Brandt, Cordula Jülch und Kilian Wasmer


Das schwäbische Donautal in der Nähe der Kleinstädte Leipheim und Günzburg, unmittelbar an der Grenze zu Baden-Württemberg, gehört mit seinen naturnahen Auwäldern, Altwässern, einem Fluss begleitenden Niedermoor und der Donau selbst zu den wertvollsten und artenreichsten Flusslandschaften Süddeutschlands.

Durch austretendes Grundwasser entstand im Verlauf der Jahrtausende ein bis zu drei Meter mächtiges Niedermoor: das Donaumoos. Dessen Erschließung erfolgte zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Die Randbereiche dienten noch bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts zur Streugewinnung und als Viehweiden.

Heute sind in der Landschaft die Spuren von Kiesabbau und intensiver Landwirtschaft nicht zu übersehen, es gibt aber auch erfolgreiche Bemühungen Lebensräume zu renaturieren. Die beiden Naturschutzgebiete Leipheimer Moos und Langenauer Ried (zusammen 410 ha) schützen eines der letzten großen Niedermoore des schwäbischen Donautals. Sie beherbergen noch Wiesenvögel wie Große Brachvögel, Bekassinen und Weißstörche.

Bereits 1976 wurden die Donauauen mit dem Donaumoos als "Ramsar-Gebiet" anerkannt und sind heute in weiten Teilen Natura 2000-Gebiet. Seit 1990 betreut der Landschaftspflegeverband "Arbeitsgemeinschaft Schwäbisches Donaumoos" das Gebiet, das insbesondere für Wasservögel von großer Bedeutung ist. In den Auwäldern leben zahlreiche Spechte und mehrere Hundert Halsbandschnäpperpaare.


Lebensräume

Beidseitig der Donau, vor allem zwischen Donau und Donaumoos, erstrecken sich naturnahe Auwälder und Altwässer. Im Donaumoos gibt es vereinzelte Streuwiesen. Noch im 19. Jahrhundert bestimmten hier saure Wiesen und Weiden das Landschaftsbild. Durch Moorkultivierung, Donaukorrektion und Trinkwassergewinnung entstanden ertragreiche Grünland- und Ackerstandorte, die weitaus artenärmer sind als die zuvor extensiv genutzte Landschaft.

Die ehemals im Leipheimer Moos weit verbreiteten Seggenriede sind heute weitgehend verschwunden. Die nassen, ehemaligen Torfstichgebiete und offenen Moorflächen sind wichtige Rückzugsgebiete für eine selten gewordene Flora und Fauna, zu der z. B. auch Trollblumen und Bekassinen gehören.

Entlang der Donau gibt es noch Relikte der Hartholzaue, vor allem an ihrem Nordufer zwischen Leipheim und Günzburg. Weitere Auwaldbestände befinden sich nordöstlich von Günzburg zwischen der B 16 und der Donau.

Auf Kiesteichen wie dem Schurrsee, dem Erdbeersee und den Mooswaldseen brüten die typischen Vögel von Abgrabungsseen, z. B. Haubentaucher und Blässrallen. Einige Teiche sind bereits sehr alt und kaum noch von natürlichen Altwässern zu unterscheiden. Sie werden leider intensiv von Anglern genutzt und sind somit starken Störungen ausgesetzt. Im Winter und während der Zugzeit sind hier dennoch zahlreiche Wasservögel verschiedener Arten zu sehen.

Nördlich der Donaubrücke bei Leipheim liegt ein Volksfestplatz mit alten Baumbeständen, in denen Mittel- und Grünspechte sowie Halsbandschnäpper (z. T. in Nistkästen) brüten.


Besondere Vogelarten

In den moorigen Bereichen leben im Frühling und Sommer noch typische Wiesenvögel, z. B. Bekassinen (ca. 40 Paare). Ihr Bestand nimmt infolge gezielter Naturschutzmaßnahmen wieder zu. Hier brüten außerdem regelmäßig Große Brachvögel (wenige Paare), Kiebitze, Wachteln, Rebhühner, Feldschwirle und Braunkehlchen.

Während der Zugzeit rasten gelegentlich, aber in den letzten Jahren zunehmend, Kraniche im "Moos". Einige Raubwürger und Kornweihen überwintern in den offenen und halboffenen Flächen.

In den Auwaldbereichen brüten Pirole, Grau-, Grün- und Mittelspechte. Halsbandschnäpper sind hier zwar häufig (es sollen im Gebiet etwa 400 Paare brüten), aber nur im Mai wirklich auffällig. Auf allen Gewässern, auch auf der aufgestauten Donau, kann man eine Vielzahl an Wasservogelarten sehen und während eines Jahres nahezu alle einheimischen Entenarten. Haubentaucher, Reiherenten und Kanadagänse brüten hier, Trauerseeschwalben und Flussseeschwalben sind vor allem zur Zugzeit anwesend, von letzteren gibt es wenige Brutpaare.

An allen Gewässern können Silberreiher auftauchen, die im Gebiet in großer Zahl überwintern. Zur Zugzeit rasten auch vereinzelt Limikolen an wenig bewachsenen Ufern einzelner Kiesteiche, z. B. Flussregenpfeifer, Flussuferläufer und Grünschenkel. In den Büschen und Bäumen der vegetationsreichen Ufer kann man mit etwas Glück die Nester von Beutelmeisen finden. Auf den Mooswaldseen gibt es eine große Lachmöwenkolonie, dazwischen - wohl unregelmäßig - Nester des Schwarzhalstauchers.


Reisezeit

Das Gebiet ist vor allem im Frühling und Winter interessant, wenn die Wiesenvögel balzen bzw. Massen von Enten, Sägern und Blässrallen die Wasserflächen bevölkern. Als erstes kommen - noch im kalendarischen Spätwinter - die Wiesenlimikolen in ihren Brutgebieten an. Kiebitze und Große Brachvögel kann man bereits Anfang März beobachten. Kurz darauf besetzen Bekassinen ihre Brutreviere und sind bei auffälligen Balzflügen zu sehen. Blaukehlchen kommen Ende März. Der März ist auch die beste Zeit, um Spechte zu beobachten. Halsbandschnäpper erreichen das Gebiet in den letzten Apriltagen, Neuntöter treffen im Mai ein. Ab Ende Oktober sowie den ganzen Winter über kommen zahlreiche Wasservögel in das Gebiet, die häufigsten sind Schellenten und Gänsesäger.


Beobachtungsmöglichkeiten

Ein guter erster Anlaufpunkt für das Donaumoos ist das Naturschutzgebiet Leipheimer Moos mit dem Erlebnispfad Donaumoos. Der Erlebnispfad ist in drei Routen unterschiedlicher Länge aufgeteilt. Entlang des Naturpfades (4,2 km Länge) stehen Schilder mit detaillierten Informationen über die gebietstypische Flora und Fauna. Der Weg führt durch verschiedene Lebensräume, z. B. durch Streuwiesen und Riede. Ausgangspunkt ist der Campingplatz Schwarzfelder Hof. Die beiden anderen Routen zum Thema "Kulturlandschaft erleben" sind 9,6 km und 5,2 km lang und lohnen sich ebenfalls. Man kann verschiedene Feldfrüchte kennenlernen und auf den Höfen regionale Spezialitäten einkaufen.

Der Auwald lässt sich zwischen Erdbeersee und Donau gut erschließen. Dazu biegt man von der B 16 ca. 3 km hinter der Günzburger Donaubrücke nach Süden ab und parkt nach etwa einem halben Kilometer. Der Weg ist fortan für Autos gesperrt. Man kann von dort einen Blick von Süden auf den Erdbeersee werfen. Wenn man dem Weg folgt, erreicht man nach einem weiteren halben Kilometer eine Auwald-Informationstafel. Von dort aus geht man den Schotterweg hinter einer Schranke geradeaus weiter und erreicht kurze Zeit später einen ca. 3 km langen Rundweg. Dieser führt an die Donau, die hier gestaut ist. Bei dem Schild mit der Aufschrift Flusskilometer 2559,0 führt ein Trampelpfad (geht man den Rundweg im Uhrzeigersinn) wieder in den Wald zurück.

Den Schurrsee erreicht man ebenfalls über die B 16, wenn man vor Birkenried rechts abbiegt. Nach 300 m durch den Wald ist die Straße für den Verkehr gesperrt. Von einer Asphaltstraße zwischen zwei Kiesteichen lassen sich Wasservögel gut beobachten. Nördlich der Abgrabungen gelangt man in das Niedermoorgebiet, wo man von den Wegen aus im Frühling und Frühsommer Wiesenvögel beobachten kann.

In Leipheim am Volksfestplatz sind Halsbandschnäpper zu sehen. Die Arbeitsgemeinschaft Schwäbisches Donaumoos e. V. bietet regelmäßig Vortragsveranstaltungen und Führungen an (Adresse s. u.).


Weitere Beobachtungs- und Freizeitmöglichkeiten

Im Kirchturm von Langenau, ca. 10 km nordwestlich von Leipheim, brüten Wanderfalken.

Sehenswürdigkeiten in Leipheim sind die Altstadt mit dem Schloss, das Heimat- und Bauernkriegsmuseum (Infos unter www.leipheim.de). Interessant ist auch ein Besuch der Straußenfarm (auch wenn die Straußenhaltung in Mitteleuropa sicher nicht ganz unkritisch zu sehen ist) nördlich von Leipheim neben dem Campingplatz Schwarzfelder Hof. Das Mooseum in Bächingen (www.mooseum.net), das zwischen Günzburg und Dillingen liegt, hat eine informative Ausstellung zum Naturraum und bietet Veranstaltungen an, z. B. Vorträge, Exkursionen, Tagungen, und ist sonntags von 13-17 Uhr geöffnet.

Bei Günzburg liegt der Freizeitpark Legoland
(Infos unter www.legoland.de)


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Infomaterial/Literatur:

Bezzel, E., I. Geiersberg, G. v. Lossow & R. Pfeifer (2005):
Brutvögel in Bayern, Verbreitung 1996-1999
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart

Moning. C. & C. Wagner (2005):
Vögel beobachten in Süddeutschland
Kosmos Verlag, Stuttgart

Lindeiner, A. von (2004):
Important Bird Areas (IBAs) in Bayern
192 Seiten, Bezug über den LBV info@lbv.de



Anfahrt:

Mit Bahn und Bus:

Bahnhöfe haben die Kleinstädte Leipheim und Günzburg.

Mit dem Auto:
Um in das Gebiet zu gelangen, verlässt man die Autobahn 8 über die Ausfahrt 66 Leipheim in Richtung Stadt (von Norden oder von Süden auf der A 7 kommend wechselt man am Autobahnkreuz bei Ulm auf die A 8). In Leipheim biegt man nach links in Richtung Langenau/Riedheim ab und überquert die Donau. Gleich nach der Brücke rechts liegt ein Parkplatz am Volksfestplatz, der ein guter Ausgangspunkt für die Routen "Kulturlandschaft erleben" und für den Donauradwanderweg ist. Hier findet man auch eine Karte mit Hinweisen zu den Wanderwegen und Adressen von Unterkünften. Fährt man nach der Brücke geradeaus, gelangt man nach rund 2 km zu einer Kreuzung, an der man nach rechts zum Schwarzfelder Hof Mannes abbiegen kann. Hier gibt es einen Park- und einen Campingplatz sowie ein Heuhotel. Man kann auch dem Weg zur Straußenfarm folgen und von dort aus den "Erlebnispfad Natur" einschlagen.

Mit dem Fahrrad:
Das Gebiet ist mit dem Rad gut zu erschließen, da die Landschaft eben ist. Der Donauradwanderweg und der Erlebnispfad "Kulturlandschaft erleben" sind gut ausgebaut. Der Wanderpfad "Natur erleben" ist ein Wanderpfad und dementsprechend nicht für Räder ausgebaut. Der Erlebnispfad "Kulturlandschaft erleben" ist mit dem Rad befahrbar.



Adressen:

Tourist-Information Günzburg-Leipheim, Schlossplatz 1,
89312 Günzburg, Tel.: 08221/200444, Fax: -200446,
E-Mail: tourist-information@guenzburg.de,
Internet: www.guenzburg.de; www.leipheim.de

Arbeitsgemeinschaft Schwäbisches Donaumoos e. V.,
Radstraße 7a, 89430 Leipheim-Riedheim,
Tel.: 08221/7441, E-Mail: sekretariat@arge-donaumoos.de,
Internet: www.arge-donaumoos.de

Mooseum, Schlosstraße 7, 89431 Bächingen a. d. Brenz,
Tel.: 07325/952583, E-Mail: sekretariat@mooseum.net,
Internet: www.mooseum.net

Unterkünfte gibt es beispielsweise in Leipheim und Günzburg. Besonders empfehlenswert ist der kinderfreundliche Campingplatz Schwarzfelder Hof Mannes (neben Zeltmöglichkeiten auch mit Heuhotel, Ferienwohnungen, Streichelzoo, Spielscheune, Badeteich etc.; außerdem im Frühling mit Laubfroschkonzert) zwischen Leipheim und Riedheim, der von April bis November geöffnet ist.

Schwarzfelder Hof, Schwarzfelder Weg 3, 89340 Leipheim/Riedheim,
Tel.: 08221/72628, E-Mail: info@schwarzfelder-hof.de,
Internet: www.schwarzfelder-hof.de


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Quelle:
Der Falke - Journal für Vogelbeobachter 12/2008
55. Jahrgang, Dezember 2008, S. 449-452
mit freundlicher Genehmigung des AULA-Verlags
AULA-Verlag GmbH, Industriepark 3, 56291 Wiebelsheim
Tel.: 06766/903 141; Fax: 06766/903 320
E-Mail: falke@aula-verlag.de

Erscheinungsweise: monatlich
Einzelhelftpreis: 4,60 Euro
Das Jahresabonnement für 12 Hefte ist im In-
und Ausland für 47,- Euro zzgl. Porto erhältlich.


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Dezember 2008