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GLOSSE/010: Vatikan beschließt Reformation der Beichte (Werner Geismar)


Vatikan beschließt Reformation der Beichte

"Danke, NSA! Jetzt wissen wir, wer die Bösen sind!"

von Werner Geismar, Juli 2013



In einer Pressekonferenz gab der Regensburger Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, Präfekt der Glaubenskongregation der katholischen Kirche, die längst überfällige Reformation der Beichte bekannt. Kernstück dieser Reformation ist die Absolution, das Lossprechen von Sünde und persönlicher Schuld. "Wir haben diesen Bereich von der persönlichen Einschätzung des jeweiligen Beichtvaters getrennt, denn in unserer alten Regelung waren der Willkür und dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet. Wir haben sie durch objektive Kriterien ersetzt", sagte der Erzbischof. "Will ein Beichtkind in den Genuss der Absolution gelangen, hat es dem Beichtvater zuvor eine Unbedenklichkeitsbescheinigung der NSA vorzuweisen. Bei Beichtkindern mit Wohnsitz in der EU genügt auch eine entsprechende Unbedenklichkeitsbescheinigung der britischen GCHQ (Government Communications Headquarters). Kann ein Beichtkind eine solche Unbedenklichkeitsbescheinigung nicht vorweisen, wird die Absolution ab sofort nicht mehr erteilt." Auf Nachfragen deutscher Pressevertreter sagte der Präfekt: "Unbedenklichkeitsbescheinigungen des deutschen BND genügen wegen einiger weniger weißer Flecken in seinem Überwachungssystem noch nicht." Der Präfekt der Glaubenskongregation schloss seine kurze Pressekonferenz mit den Worten: "Danke, NSA! Jetzt wissen wir, wer die Bösen sind!"


Die Meinungsfreiheit schließt das unbequeme Recht auf Kritik, Witz, Satire, das Spiel mit Symbolen und Respektlosigkeit gegenüber Autoritäten ein.

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Quelle:
© 2013 by Werner Geismar, Remagen
mit freundlicher Genehmigung des Autors


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Juli 2013