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SCHLUCKAUF/0121: Von allen guten Geistern verlassen - Nachtisch & Satire (SB)


Von allen guten Geistern verlassen



Kaum länger als eine Woche, nachdem Papst Benedikt XVI. ankündigte, er würde Ende Februar abdanken und sich in ein Vatikankloster zurückziehen, schockiert er jetzt aufs neue die Gläubigen. Als Altbischof Joseph Ratzinger möchte er in seinen letzten Lebensjahren für das Christentum noch ein Zeichen setzen.

Ganz auf der Linie seiner traditionsverbundenen Denkweise möchte Ratzinger den Gläubigen die Wurzeln katholischer Glaubensgemeinschaften wieder stärker zu Bewußtsein bringen. Bereits sein Rücktritt, erläuterte er, sollte darauf hindeuten, daß er die mittelalterlichen Mendikantenorden (Bettelorden) als wahre christliche Gemeinschaften ansähe, deren Klöster ihre höheren Ämter nach dem Wahlprinzip und dabei niemals auf Lebenszeit vergaben. Der Papst kündigte an, künftig nicht nur auf sein Amt, sondern auch auf sämtliche Besitztümer und Privilegien verzichten zu wollen und als wandernder Bettelmönch nach Deutschland zurückzukehren!

Da das Gehen ihm inzwischen schwerfiele, so Ratzinger, würde er keine weiten Strecken mehr zurücklegen können, verlasse sich aber auf die Gläubigen, ihm Unterkunft, Verpflegung und, wenn nötig, auch Pflege zukommen zu lassen. Die Lebensweise Christi in Haus- und Besitzlosigkeit solle seine letztgültige Antwort auf die modernen Industriegesellschaften mit ihrer Gleichgültigkeit gegenüber den Mitmenschen und ihrer Gier nach weltlichen Besitztümern sein. Auch von einem neuen Buch sprach Ratzinger in diesem Zusammenhang, dessen Titel bereits humorvoll auf seine neue Solidarität mit den Armen und Obdachlosen anspielt: Pennbruder Joseph.

Seit dieser spektakulären Ankündigung sind keine weiteren Äußerungen Ratzingers mehr durch die Mauern des Vatikan gedrungen. Gerüchten zufolge wurde allerdings innerhalb der Kurie über die kirchenrechtlichen Möglichkeiten zur Entmündigung eines Papstes diskutiert. Letztlich habe man sich in Ratzingers Fall aber für einen Exorzismus entschieden.

15. Februar 2013