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VEGETARIERBUND/345: Frühlingszeit ist Fohlenzeit (natürlich vegetarisch)


natürlich vegetarisch 02/09 - Frühling 2009
Das VEBU Magazin

Frühlingszeit ist Fohlenzeit
Das kurze Glück dieser sensiblen, unschuldigen Wesen

Von Guido Barth


Die wärmende Sonne kündigt die Zeit für den Pferdenachwuchs an. Zum Frühlingsbeginn werden die süßen Fohlen geboren und finden sich bald auf saftigen Wiesen wieder. Ein glückliches Leben. Besonders beliebt sind die Haflinger-Fohlen in Südtirol, Österreich und Bayern; sie sind den ganzen Sommer über Touristenmagnet. Vom Frühling bis zum Herbst - sechs herrliche Monate. Dann beginnt für die Mehrzahl der Tiere das große Leiden. Für all diejenigen, die sich aufgrund ihres Geschlechts oder eines "Makels" nicht für die Zucht eignen. Das sind die meisten männlichen Tiere, das sind Tiere mit unerwünschten Zeichnungen oder rötlichen Strähnen in der Mähne. Sie werden nicht gebraucht und auf "Fleischmärkten" verkauft.

Diese Tiere werden aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen, brutal in Viehtransporter geladen und nach Italien, Belgien oder Frankreich in Akkord-Schlachthäuser gekarrt. Der Transport ist für die Tiere eine Tortur. Dicht gedrängt, häufig mit Großpferden zusammen, werden zahlreiche der völlig verängstigten und oft psychisch wie physisch geschwächten Tiere während des Transports niedergetrampelt, verletzt oder getötet. Besonders viele Fohlen und Großpferde werden aus Polen quer durch Europa transportiert. In Polen ist Pferdefleisch besonders günstig und deswegen äußerst profitabel. Die Transportzeiten werden oft beliebig lange ausgedehnt. 24 Stunden und auch deutlich länger ist keine Ausnahme. Die neue EU-Gesetzgebung zum Transport der Tiere ist 2007 in Kraft getreten, blieb aber weit hinter den Erwartungen aller Tierschützer zurück. Zum Teil wurden Regelungen einfach aus dem alten Gesetz übernommen. Das betrifft gerade die sensibelsten Punkte wie: Transportzeiten und Ladedichten.

Franzosen bevorzugen "trockenes" Fohlen-Fleisch, das bedeutet für den Transport: je weniger Wasser, desto besser.

In Akkord-Schlachthöfen werden häufig kaum Mindeststandards erfüllt. Betäubungsloses Schlachten ist verboten, allerdings ist das Betäuben, gerade von Fohlen, schwierig und unsicher. Sitzt der erste "Schuss" nicht richtig, ist ein zweiter meistens nicht möglich, weil die Fohlen in den gleichen hochwandigen Boxen betäubt werden wie Großpferde. Solche Tiere sind noch bei Bewusstsein, wenn ihnen die Kehle durchgeschnitten wird. Die Schlacht- oder Tötungsboxen sind von den Treibgängen einsehbar. Die nachfolgenden Tiere müssen mit ansehen, wie ihre Artgenossen bzw. andere Tiere getötet und aufgehängt werden und reagieren mit panischer Angst.


Allgemeine Forderungen als Mindeststandard:

EU-weites Verbot von Schlachtungen im Akkord
Keine Schlachtung von Fohlen, Ponys, Eseln und Kälbern in Tötungsboxen für Großtiere
Keine Schlachtung von 2 Tieren in einer Tötungsbox
Schlachträume müssten derart umgestaltet werden, dass nachfolgende Tiere nicht mit ansehen müssen, wie ihre Artgenossen, bzw. andere Tiere getötet und aufgehängt werden
Installationen von Videokameras und Auswertung von den Aufsichtsbehörden sollten bei Fohlen- und Kälberschlachtungen obligatorisch sein
Zuchtbeschränkungen und ein Exportverbot

Die Forderungen des Vegetarierbund Deutschland gehen noch weiter. Das Ziel ist es, dass weder Pferde noch sonst welche Tiere als Nutztiere gezüchtet, gehalten oder getötet werden.


© Guido Barth, 2009


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Quelle:
natürlich vegetarisch 02/09 - Frühling 2009, S. 15
60. Jahrgang
Vegetarierbund Deutschland e.V. (VEBU)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Juni 2009