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VEGETARIERBUND/357: Vegetarisch einkaufen ist nicht immer einfach (natürlich vegetarisch)


natürlich vegetarisch 03/10 - Sommer 2010
Das VEBU Magazin

Vorsicht Mogelpackung
Vegetarisch einkaufen ist nicht immer einfach

Von Marion Langhoff


Wer sich fleischlos ernährt, muss beim Supermarktbummel oftmals ganz genau hinschauen. Denn viele vermeintlich vegetarische Produkte enthalten Bestandteile toter Tiere.


Gründlich studiert Marita Herzog die Zutatenliste einer Tütensuppe. Die junge Mutter lebt seit kurzem vegetarisch und achtet beim Einkauf sehr genau auf die Zusammensetzung der Produkte. Um Lebensmittel mit Inhaltsstoffen von toten Tieren macht die aufmerksame Käuferin einen großen Bogen. Manchmal ist es jedoch gar nicht so einfach, diese von rein vegetarischen Produkten zu unterscheiden. Name und Verpackung vermitteln oft den Eindruck, dass es sich um ein vegetarisches Lebensmittel handelt. In vielen Fällen offenbart dann erst das Kleingedruckte auf der Zutatenliste die tierischen Bestandteile. Auch auf der "Nudelsuppe mit Gemüse" entdeckt man bei genauerem Hinschauen Schmalz, ein tierisches Schlachtfett, das man in diesem Produkt eigentlich gar nicht erwartet.


Versteckte Inhaltsstoffe

Die Tütensuppe ist kein Einzelfall. Im Supermarktregal gibt es viele Beispiele für vermeintlich vegetarische Produkte. So lauert beispielsweise Rinderfett in der Tiefkühlpizza und Schweineschmalz in der fertigen Gemüsepfanne. Auch Gelatine, ein geschmacksneutrales Geliermittel, das aus Haut, Knochen und Sehnen von Schweinen oder Rindern stammt, versteckt sich in vielen Produkten. Dazu gehören Frischkäse, Quark- und Joghurtzubereitungen, Gebäck wie Windbeutel oder Baiser, Salatdressings, Schaumzuckerware, Kaugummis und Bonbons. Sogar in Säften, Wein und Sekt kann Gelatine vorkommen. Sie wird zum Klären oder als Trägerstoff für Vitamine und Farbstoffe verwendet. Das Trügerische dabei: in den meisten Fällen findet man das Geliermittel gar nicht auf der Zutatenliste. Wurde dieses nämlich nur als Hilfsstoff für die Produktion verwendet, muss es auf der Verpackung nicht deklariert werden.


Aufschlussreiche Zutatenliste

Die eigentlichen Bestandteile eines Lebensmittels müssen - bis auf wenige Ausnahmen - auf der Zutatenliste aufgeführt werden. Das ist nicht nur für Vegetarier/innen wichtig, sondern auch für Menschen, die auf bestimmte Stoffe allergisch reagieren. Aus der Zutatenliste geht auch die mengenmäßige Zusammensetzung eines Produktes hervor. Laut Gesetz muss immer der Bestandteil ganz oben stehen, von dem am meisten verwendet wurde. So kann man beispielsweise beurteilen, ob ein Getränk vorwiegend aus Früchten oder aus Wasser, Zucker und Aromastoffen besteht. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Zutaten und zusammengesetzten Zutaten. Letzteres sind Bestandteile, die wiederum selbst aus mehreren Zutaten bestehen (z. B. Nudeln). Bis auf wenige Ausnahmen müssen diese detailliert auf der Verpackung vermerkt werden.


Zusatz mit Tücken

Um ihre natürlichen Eigenschaften zu verbessern, werden viele Lebensmittel mithilfe von Farb-, Aroma- und Konservierungsstoffen hergestellt. Oft haben die Zusatzstoffe komplizierte, chemische Bezeichnungen. Deshalb werden sie meistens in Form von E-Nummern angegeben. Diese gelten in allen Ländern der Europäischen Union und kennzeichnen die Substanzen eindeutig über alle Sprachgrenzen hinweg. Insgesamt gibt es über 300 verschiedene Zusatzstoffe. Bei einem Teil davon ist die tierische Herkunft sicher, bei vielen anderen ist sie nicht ausgeschlossen. Für Verbraucher ist es schwierig, hier Gewissheit zu erlangen.


Der kleine Unterschied

Käse wird traditionell mit Lab hergestellt. Dabei handelt es sich um ein Enzym, dass man aus dem Magen von Kälbern gewinnt und zum Dicklegen der Milch verwendet. Seit einigen Jahren kommt allerdings vermehrt mikrobielles Lab zum Einsatz. Dieses Enzym entsteht beispielsweise bei Schimmelpilzkulturen. Leider wird das vegetarische Lab selten auf der Verpackung gekennzeichnet. Im Zweifel hilft daher nur Nachfragen beim Hersteller. Garantiert fündig wird man bei Rotkäppchen, Emmi, Heirler, Söbbeke und Andechser. Alle diese Firmen haben Käse mit mikrobiellem Lab im Sortiment und informieren gerne darüber.


Vegetarisch einkaufen - ganz einfach

Orientierung beim Einkauf bietet das V-Label der Europäischen Vegetarier-Union. Es kennzeichnet Produkte, die für vegetarische und vegane Ernährung geeignet sind, und wird nach strengen Kriterien vergeben.
Sichergehen können Sie auch mit Produkten aus dem Reformhaus, die das neuform-Qualitätszeichen tragen. Diese sind garantiert ohne Bestandteile vom toten Tier hergestellt.
Viele Online-Shops sind auf fleischlose Produkte spezialisiert, darunter www.alles-vegetarisch.de oder www.smilefood.de. Mit einem Klick können Sie sich Ihren vegetarischen Einkauf hier bequem nach Hause schicken lassen.

Bevorzugen Sie Bio-Produkte! Diese enthalten wesentlich weniger Zusatzstoffe als konventionelle Lebensmittel und bieten auch im vegetarischen Bereich große Auswahl.


Ausnahmen, bei denen die einzelnen Zutaten einer zusammengesetzten Zutat nicht aufgeführt werden müssen

Wenn die Zusammensetzung der Zutat gesetzlich definiert ist (z. B. Konfitüre, Fruchtsaft oder Schokolade) und wenn davon weniger als 2 % im Enderzeugnis enthalten sind (z. B. Schokostreusel im Keks).

Wenn Gewürze oder Kräutermischungen zu weniger als 2 % im Enderzeugnis enthalten sind (z. B. Kräutersoße in einem Fertigprodukt).

Wenn für die zusammengesetzte Zutat kein Verzeichnis der Zutaten erforderlich ist (z. B. Alkohol in Pralinen.)

Wenn keines der 14 Hauptallergene enthalten ist, sonst gilt die Allergenkennzeichnung.

Quelle: aid


Zusatzstoffe tierischer Herkunft

E 120 Echtes Karmin, Karminsäure, Cochenille; Farbstoff, der aus Schildläusen gewonnen wird.

E 542 Knochenphosphat; hergestellt aus Tierknochen.

E 901 Bienenwachs; Absonderung von Bienen.

E 904 Schellack; harzartige Ausscheidung der Gummilackschildlaus.

E 913 Wollfett (Wollwachs); hergestellt aus Schafswolle.

E 921 Cystin; gewonnen aus Schweineborsten oder menschlichem Haar.

Weitere Informationen über tierische Bestandteile in Lebensmitteln und E-Nummern erhalten Sie unter www.veganissimo.vegan.de oder im Ratgeber "Zusatzstoffe" vom aid Infodienst Verbraucherschutz, Ernährung, Landwirtschaft e. V., Download oder Bestellung für 2,50 Euro im Medienshop unter www.aid.de.


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Quelle:
natürlich vegetarisch 03/10 - Sommer 2010, S. 10-11
61. Jahrgang
Vegetarierbund Deutschland e.V. (VEBU)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. August 2010