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VEGETARIERBUND/360: Brainfood statt Genfood (natürlich vegetarisch)


natürlich vegetarisch 02/10 - Frühling 2010
Das VEBU Magazin

Brainfood statt Genfood
US-Universität setzt zu 100 Prozent auf vegetarische Bio-Kost

Von Thomas Klein


Iowa, der Mais- und Weizenstaat im Mittleren Westen der USA, ist fest in der Hand der Gentechnik-Industrie. Kerzengerade Highways durchkreuzen endlose Felder mit genmanipulierten Saaten. Wie ein kleines gallisches Dorf mutet da, inmitten der Gen-Maisfelder, der 10.000-Seelen-Ort Fairfield an. Denn dort im Herzen Iowas gibt es eine Universität, die einen konsequent alternativen Weg zur Gen- und Fastfood-Kultur beschreitet. Als erste Institution in den USA hat sich die Maharishi University of Management (MUM) für eine 100-prozentige vegetarische Bio-Ernährung auf dem Campus entschieden.

Das Lehrangebot der vor 30 Jahren gegründeten und staatlich anerkannten Privatuniversität reicht von Computer-Wissenschaften bis hin zu ganzheitlichem Management. Das populärste Studienfach ist allerdings "Sustainable Business", welches die Bereiche Ökologie, Wirtschaft und Nachhaltigkeit in einem MBA-Studium zusammenfasst. Da liegt es nahe, auch das Thema Ernährung neu zu durchdenken. Vor zwei Jahren entschloss sich die Universitätsleitung daher, die gesamte Campus-Verpflegung an einen professionellen Gastronomie-Dienstleister abzugeben. Der Knackpunkt: Alle Mahlzeiten sollten vegetarischer Bioqualität entsprechen.

Der lukrative Auftrag ging an Aladdin-Food Management Services, ein Schwergewicht im amerikanischen Food-Business. Mit 150 institutionellen Kunden und 75.000 Mahlzeiten pro Tag erwirtschaftet der Caterer einen Jahresumsatz von 110 Millionen US-Dollar. Trotzdem betrachtete man die Bedingungen der Universität aus Fairfield bei Aladdin Food auch mit Skepsis. Denn kompromisslos sollte jedes Gewürz und jede kleinste Rezept-Komponente zu 100 Prozent biozertifiziert sein - ohne Ausnahme. Bis dato hatte noch keine andere Universität oder öffentliche Institution in den USA einen solch radikalen Schritt hin zu einer gesunden Ernährung unternommen. Um ein Maximum an Frische zu gewährleisten, musste sich Aladdin Food zusätzlich verpflichten, das Gros der Nahrungsmittel aus einem Radius von höchstens 250 Meilen zu beziehen. Das heißt, es sollten überwiegend Lebensmittel verarbeitet werden, die im Sinne der Nachhaltigkeit vom Feld bis zur Gabel möglichst wenig Energie verbrauchen.

Inzwischen gilt das ambitionierte Experiment in der Food-Branche als Erfolgsmodell. Täglich bereitet ein Stab von 50 Aladdin-Mitarbeitern etwa 1.600 vegetarische Bio-Mahlzeiten zu. Auf die üblichen Lieblingsgerichte wie Pizza, Burger und Pommes muss dabei niemand verzichten. Die Rezeptpalette umfasst das gesamte Repertoire einer kreativen internationalen Küche. Vegetarisch lebende Menschen aller Couleur - von ovolakto bis vegan - finden genügend schmackhafte Alternativen vor.

Viele Universitäts-Kantinen in den USA stützen sich stark auf vorproduzierte und tiefgefrorene Lebensmittel. Nicht so an der MUM. Alle Mahlzeiten, inklusive Brot und Kuchen, werden täglich frisch in der hauseigenen Großküche zubereitet. Ein Teil des Gemüses wird gleich von der Uni-Biofarm bezogen. Der neue Weg der Maharishi University of Management in Iowa ist unterdes nicht unbeachtet geblieben. Bei einem Iowa-weiten Gastronomie-Wettbewerb hat die MUM in der Rubrik "Best Local Food" den Sieg davon getragen - wahrscheinlich die erste Uni-Mensa, die jemals in einem Restaurant-Wettbewerb gewonnen hat!

Ermutigt von diesem Erfolg bietet Aladdin Food inzwischen an 16 weiteren Universitäten in den USA ebenfalls vegetarische Biokost an. Langfristig sieht man in der Kombination "vegetarisch plus Bioqualität" sogar einen Megatrend, der auch ein gutes Geschäft verspricht.


Weblinks:
www.mum.edu
www.aladdinfood.com


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Quelle:
natürlich vegetarisch 02/10 - Frühling 2010, S. 18 + 23
61. Jahrgang
Vegetarierbund Deutschland e.V. (VEBU)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. September 2010