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ENTWICKLUNG/013: Volkswagen führt Modularen Querbaukasten ein (Gerhard Feldbauer)


Mit Modularem Querbaukasten erschließt Volkwagen
Synergien bei Schlüsseltechnologien für Innovation und Produktion

VW-Chef Prof. Winterkorn in Madrid als "Protagonista del Motor" ausgezeichnet

Von Gerhard Feldbauer, 2. Februar 2012


Mit der Einführung eines Modularen Querbaukasten (MQB) will der VW-Konzern Synergien von Schlüsseltechnologien über die Fahrzeugmarken und -Klassen hinaus für eine innovative Entwicklung und den Produktionsprozess nutzbar machen. Wie eine Pressemitteilung aus Wolfsburg informiert, soll das MQB für die Marken VW, Audi, SKODA und SEAT noch in diesem Jahr eingeführt werden.

Hinter dem Kürzel MQB verbirgt sich im Hinblick auf die Konstruktion und Produktion künftiger Automobile mit vorn quer eingebauten Motoren ein Wendepunkt. Hintergrund dieses Konzepts ist, dass Bestandteil des Modularen Querbaukastens eine flexible Fahrzeugarchitektur ist, bei der konzeptbestimmende Abmessungen wie Radstände, Spurbreiten, Rädergröße und Sitzposition im Konzern abgestimmt und variabel sind. Andere Abmessungen wie der Abstand der Pedalerie zur Radmitte sind immer gleich und ermöglichen eine einheitliche Vorderwagensystematik. Der MQB erstreckt sich dabei über die Segmente A0 bis B. Als Beispiele werden bei Volkswagen die Modelle Polo, Beetle, Golf, Scirocco, Jetta, Tiguan, Touran, Sharan, Passat und der Volkswagen CC angeführt. All diese Modelle könnten künftig - trotz unterschiedlicher Radstände und Spurbreiten - theoretisch auf der gleichen Fertigungslinie gebaut werden. Ebenso wird es so möglich sein, Modelle verschiedener Marken, die auf der MQB-Architektur basieren, gemeinsam zu produzieren.


Einheitliche Einbaulage aller Motoren.

Die ersten neuen Fahrzeuge auf der Basis des MQB sollen der Nachfolger des Audi A3 und der nächste Golf sein. Wie aus dem MQB-Konzept hervorgeht, ist eines seiner hervorstechenden Merkmale die einheitliche Einbaulage aller Motoren. Eine zentrale Rolle übernehmen dabei der in die MQB-Strategie integrierte Modulare Ottomotorbaukasten (MOB) und der Modulare Dieselmotorbaukasten (MDB). Der MOB umfasst die neu entwickelte Motorenreihe EA211 (40 kW/60 PS bis 110 kW/150 PS) - zum Spektrum gehören hier die weltweit ersten Vierzylinder mit Zylinderabschaltung (ACT). Für den MDB wurden die Motoren der Reihe EA288 (66 kW/90 PS bis 140 kW/90 PS) ebenfalls neu entwickelt. Unter dem Strich dürfte der Konzern die Motor- und Getriebe-Varianten im MQB-System durch die neuen Aggregate-Familien ohne jeglichen Nachteil um rund 90 Prozent reduzieren können. Denn der MQB ermöglicht es, neben den konventionellen Verbrennungsmotoren auch alle gängigen alternativen Antriebe in identischer Einbaulage ohne Einschränkungen darzustellen - von Erdgas- über Hybridversionen bis hin zum rein elektrischen Antrieb. Den hat Volkswagen im Bereich des MQB bereits für das Jahr 2013 im dann neuen Golf blue-e-motion angekündigt.


MQB ein extrem wettbewerbsfähiges Konzept

Mit dem MQB schafft sich der VW-Konzern die Möglichkeit, langfristig und weltweit mehr denn je Volumen- und Nischenmodelle von höchster Qualität zu extrem wettbewerbsfähigen Kosten herstellen zu können - individuell zugeschnitten auf die Erfordernisse unterschiedlichster Märkte wie Europa, China und Amerika, aber auch auf Schwellenländer wie Indien. Parallel kann das Wolfsburger Unternehmen dann mit der Einführung der ersten MQB-Baureihen die Fahrzeuggewichte und damit den Verbrauch signifikant reduzieren und einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Außerdem werden insgesamt 20 Innovationen auf den Gebieten Sicherheit und Infotainment eingeführt, die bis dahin höheren Fahrzeugsegmenten vorbehalten waren. Hierzu gehört die neue Multikollisionsbremse; durch eine automatisch eingeleitete Bremsung hilft sie, nach dem ersten Aufprall die Intensität weiterer Unfälle zu mindern. Der ADAC hat das System soeben mit dem "Gelben Engel" für Innovationen ausgezeichnet. Die Multikollisionsbremse wird in der nächsten Audi A3- und Golf-Generation serienmäßig an Bord sein.

Innerhalb des Konzerns ergänzt der unter Federführung der Marke Volkswagen entwickelte MQB den von Audi entwickelten Modularen Längsbaukasten (MLB), den Modularen Standardantriebsbaukasten (MSB) mit Porsche als Kompetenzzentrum und die "New Small Family" mit dem Volkswagen up!, SEAT Mii und SKODA Citigo als kompakteste Fahrzeugbaureihe.

Die wegweisende Bedeutung der Baukasten-Strategie und das damit realisierte Innovationspotential dieser neuen Fahrzeug- und Produktionsarchitektur spiegeln sich unter anderem in der Tatsache wider, dass Volkswagen mit dem Modularen Querbaukasten als einer von fünf Finalisten für den "Innovationspreis der deutschen Wirtschaft - Erster Innovationspreis der Welt®" nominiert worden ist. Der renommierte Award wird seit 1980 alljährlich vom Wirtschaftsclub Rhein-Main und seit 2011 zusammen mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung für herausragende technische, wissenschaftliche und geistige Errungenschaften ausgeschrieben. Am 11. Februar werden die Preisträger im Palais Thurn und Taxis in Frankfurt von Günther Oettinger, EU-Kommissar für Energie, ausgezeichnet.


Volkswagen an die Spitze der Automobilindustrie

In dieses Spektrum der Anerkennung fügte sich die Auszeichnung des Vorstandsvorsitzenden der VW AG, Prof. Dr. Martin Winterkorn, als "Persönlichkeit des Jahres" für besondere Verdienste um die Automobilindustrie ("Protagonista del Motor") durch die spanische Tageszeitung "El Mundo" am 1. Februar in Madrid ein. Sergio Piccione, stellvertretender Direktor von "El Mundo" und Vize-Präsident der "Car of the Year"-Jury, unterstrich die außergewöhnlichen Leistungen Prof. Winterkorns. "Mit Weitblick, großer Liebe fürs Detail und vollem persönlichen Einsatz arbeitet Winterkorn mit seinem internationalen Team daran, den Mehrmarkenkonzern Volkswagen an die Spitze der Automobilindustrie zu führen", sagte Piccione. An der Preisverleihung nahm unter anderem José Manuel Soria López, spanischer Minister für Industrie, Tourismus und Handel teil. "El Mundo", mit einer Auflage von rund 1,3 Millionen Lesern eine der wichtigsten Tageszeitungen Spaniens, ehrt mit dem Preis seit 2006 Persönlichkeiten, die sich in besonderer Weise um die Automobilindustrie verdient gemacht haben.

"Spanien ist einer der wichtigsten Automobilmärkte Europas und die Heimat unserer Konzerntochter SEAT. Auch und gerade angesichts der derzeit wirtschaftlich schwierigen Situation steht Volkswagen unverändert zu seinem Engagement hier im Land", sagte Prof. Winterkorn anlässlich der Preisverleihung.

VW gehört in Spanien zu den umsatzstärksten Unternehmen und ist im Bereich Forschung und Entwicklung größter industrieller Investor. Der Konzern beschäftigt in Spanien rund 19.400 Mitarbeiter. Der Pkw-Marktanteil stieg in Spanien 2011 auf 24,7 Prozent an.


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Quelle:
© 2012 by Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung des Autors


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Februar 2012