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UNTERNEHMEN/044: Daimler meldet starkes erstes Quartal (Irene Feldbauer)


Daimler meldet starkes erstes Quartal

Konzernabsatz mit 502.100 Fahrzeugen um 9% gestiegen

Von Irene Feldbauer, 27. April 2012



Der Stuttgarter Auto-Konzern Daimler AG (DAI) hat im Ersten Quartal 2012‍ ‍weltweit 502.100 Fahrzeuge verkauft und damit seinen Absatz um 9% gegenüber dem Vorjahrszeitraum gesteigert. Das entspricht einem EBIT von 2.130 (i. V. 2.031) Mio. EUR, was leicht über dem hohen Vorjahresniveau lag. Das Konzernergebnis nahm um 20% auf 1.416 (i. V. 1.180) Mio. EUR zu. Das Ergebnis je Aktie stieg entsprechend von 0,99 EUR im Vorjahr auf 1,25 EUR.

"Wir konnten mit einem starken ersten Quartal ins neue Jahr starten. Trotz hoher Investitionen in zukünftiges Wachstum und einem herausfordernden Marktumfeld ist es uns gelungen, beim Absatz, Umsatz, EBIT und Konzernergebnis das sehr gute Vorjahresergebnis zu übertreffen", sagte Dr. Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der DAI und Leiter Mercedes-Benz Cars. "Wir liegen im Plan, sowohl unsere Ziele in diesem Jahr als auch unsere mittelfristigen Ziele zu erreichen."


Hoher Anteil von Mercedes-Benz Cars und Daimler Trucks

Das Pressekommunique vom 27. April aus Stuttgart hebt hervor, dass die Ergebnisentwicklung durch die weiteren Absatzsteigerungen bei Mercedes-Benz Cars und Daimler Trucks geprägt wurde. Gegenläufig belasteten vor allem höhere Aufwendungen im Zusammenhang mit der Erweiterung des Produktportfolios beziehungsweise der aktuellen Produktoffensive bei Daimler Trucks das Ergebnis. Positiv wirkten sich Wechselkurseffekte auf das Ergebnis aus.

Der Free Cash Flow des Industriegeschäfts verringerte sich im ersten Quartal 2012 auf -2,0 Mrd. EUR. Der Rückgang wird auf die saisonal übliche Entwicklung im Working Capital und dabei insbesondere auf gestiegene Vorräte zurückgeführt. Der Bestandsaufbau stehe im Zusammenhang mit dem Start der Verkaufssaison im Frühjahr bei Mercedes-Benz Cars und der Markteinführung neuer Produkte wie der B-Klasse, dem SL oder den SUVs. Bei Daimler Trucks stiegen die Bestände zum Ende des ersten Quartals in Erwartung einer höheren Nachfrage in der NAFTA-Region und in Asien. Weiterhin wirkten sich hohe Investitionen in Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte sowie die Kapitaleinzahlungen für das Bergen-Geschäft in die Engine Holding (Joint Venture von Daimler und Rolls-Royce bezüglich Tognum) und das Joint Venture von Daimler Trucks mit Foton in China aus.

Zum Ende des ersten Quartals 2012 beschäftigte DAI weltweit 274.127 (i. V. 261.718) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 168.017 (i. V. 164.131) in Deutschland.


Die Geschäftsfelder im Einzelnen

Mercedes-Benz Cars erreichte erneut ein Rekordniveau beim Absatz. Insgesamt stiegen die Verkäufe der Pkw-Sparte um 9% auf 338.300 (i. V. 310.700) Einheiten. Die Ergebnisentwicklung war im Wesentlichen durch das weitere Absatzwachstum vor allem in Europa und den USA getrieben. Insbesondere im Segment der C-Klasse und bei den SUVs wurden hohe Zuwachsraten erzielt. Zudem trugen positive Wechselkurseffekte zum Ergebnis bei. Ergebnisbelastungen entstanden unter anderem durch eine temporär schwächere Preisdurchsetzung in China. Zudem wirkten Aufwendungen im Zusammenhang mit Kapazitätserweiterungen sowie höhere Vorleistungen für neue Fahrzeuge und Technologien.

Daimler Trucks steigerte den Absatz um 21% auf 107.700 Einheiten. Der Umsatz erhöhte sich um 18% auf 7,4 (i. V. 6,2) Mrd. EUR. Dieses Ergebnis war zum einen geprägt durch die positive Absatz- und Umsatzentwicklung in der NAFTA-Region und in Asien. Zum anderen ergaben sich Belastungen durch die aktuelle Produktoffensive. Darüber hinaus trug der rückläufige Absatz in einem schwierigen Marktumfeld in Lateinamerika zum Ergebnisrückgang bei.

Mercedes-Benz Vans verringerte seinen Absatz vor allem wegen der Marktschwäche in Westeuropa auf 51.200 (i. V. 54.000) Transporter. Der Umsatz lag mit 2,1 (i. V. 2,0) Mrd. EUR über dem Vorjahresniveau. Trotz des Absatzrückgangs, eines ungünstigeren Modell-Mixes und höheren Aufwendungen für Forschung und Entwicklung habe Mercedes-Benz Vans ein Ergebnis auf weiterhin hohem Niveau erzielt. Dazu trugen insbesondere geringere Garantieaufwendungen bei.

Daimler Buses vermeldet einen weltweiten Absatz mit 4.900 Bussen und Fahrgestellen unter dem Vorjahreswert von 7.700 Einheiten. Der Absatzrückgang ist im Wesentlichen auf das schwächere Fahrgestellgeschäft in Lateinamerika zurückzuführen. Das Komplettbusgeschäft in Europa und den USA entwickelte sich auf gleichbleibend niedrigem Niveau. Entsprechend der Absatzentwicklung erreichte der Umsatz mit 730 (i. V. 831) Mio. EUR nicht das Vorjahresniveau.

Als wesentlichen Teil seiner Strategie startete Daimler Buses die Wachstums- und Effizienzoffensive "GLOBE 2013". Das Programm zur Erreichung der Zielrendite von 6% in den nächsten Jahren wird über die gesamte Wertschöpfungskette und über alle Standorte ausgerollt. Ziel ist unter anderem eine noch intensivere Vernetzung aller Standorte im europäischen Produktionsverbund. Im Rahmen von "GLOBE 2013" wird Daimler Buses zudem vorhandenes Wachstumspotenzial in traditionellen Märkten ausschöpfen und das Geschäft in neuen Märkten weiter vorantreiben.

Daimler Financial Services hat sich im ersten Quartal positiv entwickelt. Weltweit wurden rund 234.000 neue Leasing- und Finanzierungsverträge mit einem Gegenwert von insgesamt 8,3 Mrd. EUR abgeschlossen, das entspricht einem Zuwachs von 20% gegenüber dem Vorjahresquartal. Das Vertragsvolumen betrug zum Ende des ersten Quartals 2012 insgesamt 71,6 Mrd. EUR und blieb damit gegenüber dem Jahresende 2011 stabil. Bereinigt um Wechselkurseffekte ergab sich ein Anstieg um 1%.


Beteiligung an EADS

Die Überleitung der operativen Ergebnisse der Geschäftsfelder auf das EBIT des Konzerns enthält insbesondere das anteilige Ergebnis der at-equity bewerteten Beteiligung an EADS sowie weitere zentral verantwortete Sachverhalte. Im ersten Quartal 2012 betrug der Anteil von Daimler am Ergebnis der EADS 133 (i. V. 74) Mio. EUR. In der Überleitung sind darüber hinaus Aufwendungen aus zentral verantworteten Sachverhalten in Höhe von 35 (i. V. 189) Mio. EUR berücksichtigt.


Entwicklungsprognosen

Daimler erwartet, dass der Konzernabsatz 2012 den Absatz des Jahres 2011‍ ‍von 2,1 Mio. Fahrzeugen übertreffen wird. Mercedes-Benz Cars geht davon aus, den Absatz im laufenden Jahr weiter steigern zu können und dabei stärker zu wachsen als der Gesamtmarkt. Es wird erwartet, dass der Absatz auch in den weiteren Quartalen des laufenden Jahres jeweils über dem Niveau des Vorjahres liegen wird. Dabei will Mercedes-Benz Cars von einer weiterhin hohen Nachfrage nach den Modellen im Segment der C-Klasse profitieren. Ende März wurde mit dem SL eine Neuauflage der Ikone im Sportwagensektor auf den Markt gebracht. Bei den Geländewagen wird vor allem von der vollen Verfügbarkeit der neuen M-Klasse sowie ab September 2012 auch vom neuen GL weiteres Wachstum erwartet.


Wachstumschancen in Nordamerika, China, Indien und Russland

Zusätzlich kommen im Juni 2012 sowohl der kompakte Geländewagen GLK als auch die G-Klasse als neue Generationen auf den Markt. Einen weiteren Beitrag zum Absatzwachstum werden die neuen Modelle im volumenstarken Kompaktwagensegment leisten. Bereits im November 2011 ging die neue B-Klasse an den Start, und die neue A-Klasse folgt ab September 2012. Mit dem CLS Shooting Brake wird im September ein völlig neues Fahrzeugkonzept auf den Markt kommen.

In regionaler Hinsicht werden für 2012 vor allem in Nordamerika sowie in China, Indien und Russland weitere Wachstumschancen gesehen. Für die Marke smart wird mit einem weitgehend stabilen Absatzniveau gerechnet.


Erwartungen bei Daimler Trucks

Hier werden erneut steigende Absätze erwartet. In Europa will sich das Geschäftsfeld besser als der Gesamtmarkt entwickeln und somit die Marktführung weiter ausbauen. Der wichtigste Hebel dafür ist der neue Actros. Effekte im Zusammenhang mit der Einführung einer strengeren Abgasstufe in Brasilien lassen für das aktuelle Jahr dort eine eher schwierige Absatzsituation erwarten, bei der jedoch die gute Marktposition gehalten werden soll. Aufgrund des nach wie vor sehr hohen Durchschnittsalters der Fahrzeugflotten geht Daimler Trucks im NAFTA-Raum von einem anhaltend hohen Ersatzbedarf und somit einer weiteren Absatzsteigerung aus. Auch für Japan werden - getragen vom Wiederaufbau nach der Naturkatastrophe - steigende Verkaufszahlen erwartet.


Erschließung neuer Absatzmärkte

Große Beachtung wird der Erschließung neuer Absatzmärkte gewidmet: In Indien wird im dritten Quartal mit der Produktion von Fahrzeugen der Marke BharatBenz begonnen. Im weltweit größten Lkw-Markt China verfolgt Daimler Trucks zwei strategische Richtungen: den Verkauf der hochwertigen Mercedes-Benz Lkw für das Premiumsegment sowie zusätzlich den Verkauf von Lkw im preislich niedriger angesiedelten Volumenmarkt über das Joint Venture mit Foton. Die Kooperation übernimmt ab dem dritten Quartal die Produktion von Lkw der Marke Auman. Gemeinsam mit dem strategischen Partner Kamaz erschließt Daimler Trucks durch zwei Joint Ventures den wachsenden russischen Markt und baut so seine globale Präsenz weiter aus.


Mercedes-Benz Vans

Das Unternehmen geht für 2012 ebenfalls von einer weiteren Absatzsteigerung aus. Die Einführung des neuen Citan im Small-Van-Segment soll den Absatz in Europa weiter beleben. Insgesamt wird damit gerechnet, in Europa das Absatzniveau des Jahres 2011 halten zu können. Darüber hinaus wird eine Absatzsteigerung in den USA erwartet. Auch in den lateinamerikanischen Märkten sollte Mercedes-Benz Vans an der positiven Entwicklung durch die Einführung der aktuellen Modellgeneration des Sprinters partizipieren.


Daimler Buses

Hier wird von einem geringeren Absatz ausgegangen, wobei sich der Anteil der Komplettbusse am Gesamtabsatz positiv entwickeln dürfte. Insbesondere in Lateinamerika wird eine schwächere Nachfrage erwartet, da die Einführung der Euro-V-Abgasnorm im Jahr 2011 zu Vorzieheffekten geführt hat. Für das Komplettbusgeschäft in Europa wird mit einer leichten Erholung gerechnet.


Daimler Financial Services

Das Service-Unternehmen erwartet einen weiteren Anstieg von Vertragsvolumen und Neugeschäft. Bei den Kreditrisikokosten wird mit einer Normalisierung - und damit ein moderater Anstieg gegenüber dem außergewöhnlich niedrigen Niveau des Jahres 2011 - gerechnet.


Verschärfung der Staatsschuldenkrise in der Eurozone einkalkuliert

Zu den in den Entwicklungsprognosen getroffenen Einschätzungen und Voraussagen hält der Geschäftsbericht fest, dass sie einer Reihe von unvorhersehbaren Risiken und Unsicherheiten unterworfen sind. Dafür werden u. a. angeführt: Eine ungünstige Entwicklung der weltwirtschaftlichen Situation, insbesondere ein Rückgang der Nachfrage in unseren wichtigsten Absatzmärkten, eine Verschärfung der Staatsschuldenkrise in der Eurozone, eine Verschlechterung der Refinanzierungsmöglichkeiten an den Kredit- und Finanzmärkten, Veränderungen der Wechselkurse, und des Konsumverhaltens in Richtung kleinerer und weniger gewinnbringender Fahrzeuge oder ein möglicher Akzeptanzverlust unserer Produkte und Dienstleistungen mit der Folge einer Beeinträchtigung bei der Durchsetzung von Preisen und bei der Auslastung von Produktionskapazitäten, Preiserhöhungen bei Kraftstoffen und Rohstoffen, Unterbrechungen der Produktion aufgrund von Materialengpässen, Belegschaftsstreiks oder Lieferanteninsolvenzen. Einbezogen werden die Geschäftsaussichten der Gesellschaften, an denen Daimler bedeutende Beteiligungen hält, wobei insbesondere EADS und die erfolgreiche Umsetzung strategischer Kooperationen und Joint Ventures, die von Gesetzen, Bestimmungen und behördlichen Richtlinien, abhängen, die sich ändern könnten.

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Quelle:
© 2012 by Irene Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung der Autorin


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. April 2012